Premium 1.2 als Nahfeldmonitor?

[oeringer]

Was sagen die Kenner der Premium 1.2 zur Eignung als Nahfeldmonitor?

[nk]

Hi oeringer,

in der Regel wird der Begriff "Nahfeld" sehr gedehnt. Denn eigentlich hat der Bergriff nichts mit der "Größe" des Hördreiecks zu tun.
Denn "Nahfeld" ist nicht raum- sondern schallquellenabhängig.

Simples Beispiel (dadurch natürlich ungenau), um die Sache zu verdeutlichen:

Gehst du sehr dicht an einen LS heran, hörst du die einzelnen Chassis. Da bist du im Nahfeld der LS-Box.
Ist die Distanz größer und du hörst ein homogenes Klangbild aus dem LS, bist du im Fernfeld.

Daran erkennst du, dass kleine LS prinzipiell gut geeignet sind auf kurzen Distanzen zu funktionieren, weil bei ihnen die beiden akustischen Zentren der zwei Chassis (bei 2-Wege-Systemen) sehr eng zusammenliegen.

Auf extrem kurzer Distanz funktioniert das auch noch z. B. mit einem Breitbänder oder (theoretisch) mit einem Vollbereichs-Koax.

Weil aber bei jeden LS die Abstände der Chassis variieren, die Größe des LS... usw., gibt es keine feste Größe, was eigentlich genau Nahfeld in dem Zusammenhang bedeutet. Deshalb musst du dir es ganz einfach machen. Hörst du ein homogenes Klangbild, ist alles OK. Kannst du die einzelnen Chassis lokalisieren, bist du zu dicht.

Eigentlich meinen viele HiFi-Fans mit Nahfeld eher das Direktfeld.
Du bist so dicht am LS, dass fast nur die Direktschallanteile (vom LS) hörbar sind und (fast) gar keine Raumtonanteile (Diffusanteile). Hier erkennst man aber sehr schnell, dass die Größe des Hörraumes entscheidend ist. Im großen Raum bei PIEGA in Horgen bist du noch im Direktfeld, während du in einem kleinen Zimmer bei gleicher Distanz schon ausgeprägte Diffusanteile hast.

Theoretisch hast du auf dem freien Feld immer Direktschall.

Noch einfacher: Meine AP 1.2 funzen auf ~1,2 Meter völlig problemlos. Irgendwo, grobe Richtung, nicht nachgemessen, so ca.... bei ~80 cm werden dann die einzelnen Chassis je nach Frequenz und Pegel mehr oder weniger lokalisierbar. Dazwischen ist der Übergangsbereich.

Siehe auch
halbwegs verständlich:
https://www2.ak.tu-berlin.de/~akgrou...ld_Loesung.pdf

mit vielen Formeln:

http://www.sengpielaudio.com/DirektfeldUndRaumfeld.pdf

...und bei Wiki
https://de.wikipedia.org/wiki/Nahfel...nfeld_(Akustik)

[oeringer]

Präzisieren wir auf geringe Hörabstände, ich werds mal nachmessen. Aber danke für die Begriffsklärung

[oeringer]

Abstand Box-Ohr links ca. 1 Meter, rechts ca. 1,60 Meter, aber in Sandwich-Position, also ich sitze quasi zwischen den Lautsprechern. Rückwandabstände 10 bzw. 25 cm ... sind das noch realistische Arbeitsbedingungen für die Premium 1.2, oder ist das eher was für den Schreibtisch-Spezialisten AP 1.2?

[nk]

Ah, ich erinnere mich, die Aufstellung hatten wir schon mal. Da fiel - glaube ich - auch das Wort Kopfhörer. Bei dir sind also die LS direkt neben dir (im genannten Abstand).

Hmmm.... das sind für keinen LS wirklich gute Bedingungen. LS "leben" davon, dass sie "vor" dir stehen, um dir ein möglichst realistisches Abbild der Musik zu geben. Ob du da die AP 1.2 oder die 311 einsetzt, spielt keine Rolle. Es ist und bleibt eine schlechte LS-Positionierung.

Diese Position hat auch nichts mit "Nahfeld" zu tun. Denn du könntest ja auch die 711 so positionieren, dass sie in 3 Meter Abstand seitlich der Ohren steht

Und du kannst wirklich nix neben/über dem Monitor postionieren? Evtl irgendwie auf einem Gestell/Stativ/Wandhalter? Da würde ich eher empfehlen, den LS "zu hoch" zu positionieren, als direkt "neben" dem Kopf.

Wenn's sich wirklich nicht anders stellen lässt und du irgendwie Tonbarbeitung machen willst, dann nutze lieber Kopfhörer.

Aber noch mal für die, die ebenfalls auf sehr kurzer Distanz hören wollen/müssen oder einfach mal probieren möchten:
Ich habe mit Macy Gray , "Sweet Baby" vom Album "Stripped" probiert. Ab ~2:20 kommt der präsente Bläser. Auf "zu kurzer" Distanz rutscht der Bläser auf den oberen Teil der Schallwand, während die übrigen Instrumente/Stimme mittig auf der Schallwand bleiben. Aber wie schon angedeutet, das ist kein PIEGA-Problem, sondern immer so bei mehreren Chassis. Auch meine JBL Control1 hat diese Eigenschaft, auch wenn sie noch kleiner ist, als die AP 1.2.

Es ist nicht auf den Zentimeter zu bestimmen, irgendwo bei ~1 Meter müsste es in der angedachten LS-Größe (kleine TMicro, Premium, AP...) im "grünen Bereich" sein. Es ist aber auch leicht, diese Grenze selbst herauszufinden. Probiert es einfach aus.

[oeringer]

okay, das ist ein Plädoyer für Wand-Lautsprecher ... da muss ich mal prüfen, was vor mir wirklich Stein ist. Und ja, das Thema steht jetzt ernsthaft auf der Tagesordnung.

[Silentmac]

okay, das ist ein Plädoyer für Wand-Lautsprecher ... da muss ich mal prüfen, was vor mir wirklich Stein ist. Und ja, das Thema steht jetzt ernsthaft auf der Tagesordnung.

Die AP1.2 geht verdammt gut, auf jeden Fall mal ein Ohr schenken, wenn Wand-Befestigung ein Thema werden sollte. Ich hatte sie länger zum Musikhören verwendet, bis sie dann an die Decke (Atmos) kamen. Als Höhen-LS zwar unterfordert, aber was tut man nicht alles für die Homogenität.

[nk]

Schade, oeringer, dass du soweit weg wohnst (oder ich, je nach Blickwinkel), sonst könntest du dir mal die AP 1.2 als PC-LS mit Wandmontage über'n Monitor livehaftig bei mir anhören. "Verdammt gut", wie silentmac geschrieben hat. Mehr muss man dazu nicht schreiben.

Aber im Prinzip müsste die Übung auch mit der kleinen Premium klappen. Mach doch erst einmal etwas provisorisches, bevor der Bohrhammer zum Einsatz kommt. Vielleicht einfach ein paar Bücher oder Kartons gestapelt...

[nk]

Da sich das Thema etwas in Richtung "Die AP1.2 am PC" entwickelte, habe ich die letzten Beiträge in das passende Thema VERSCHOBEN

http://www.piega.info/forum/allgemein/allgemeine-diskussion/36224-die-ap1-2-am-musik-computer