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MasterLineSource - Höreindrücke

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    #16
    Hallo zusammen

    mein Eindruck vom MLS war durchaus gut

    - das Brummen ist mit erst bei der vierten oder fünften CD aufgefallen - ob da ein Licht zu- oder abgeschaltet wurde weiss ich ned (hatte die Augen geschlossen)
    - sehr räumlich, sehr authentische Darstellung von Stimmen und Instrumenten kann man attestieren...

    etwas negativ war die eher hohe Lautsärke der verwendet wurde... (dann klingt doch eh alles gut)
    und ich hätte gerne einen Vergleich zu einem anderen Lautsprecher (für Normalsterbliche) aus dem Piegasortiment gehabt... (zB. 120.2 oder 90.2) der Unterschied und Abstand bezüglich der akustischen Qualität wäre schon noch interessant gewesen...

    aber da mein Wohnzimmer jetzt und in Zukunft eh unter 50m2 liegen wird, wäre es eher eine theoretische Sache mit dem Hörvergleich gewesen... ;-)

    Gruss Andy
    werde mit aktiven Piega C8 Ltd und einem "P Sub 1 Mk2" verwöhnt...

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      #17
      Teil 1 des Besuchsprogramms 2013

      Vom ersten Gedankengang bis jetzt vergingen rund 4 Jahre. Jetzt ist der MLS nahezu serienfertig, sofern bei den erwarteten Stückzahlen überhaupt von einer Serie gesprochen werden kann.

      Kurzer Rückblick

      Die bisherigen Höreindrücke der letzten beiden Besuche erfolgten natürlich noch am "Lernprojekt". Dazu zählte z. B., dass das Bassgehäuse „nur“ aus MDF war und die ehemaligen 4 Basschassis rüttelten ordentlich an den großen Holzplatten des „Basswürfels“, vor allem, wenn richtig Strom floss.

      Kurt und Daniel schraubten "damals" die Schallwand mit der Mittel-/Hochton-Armada direkt an den Basswürfel, die dadurch nicht ganz so resonanzarm war, wie man es von PIEGA sonst kennt. Dafür war es eine relativ kompakte Einheit. Die "good vibrations" des Basswürfels gingen aber durch bis auf die Schallwand. Außerdem war die Schallwand aus Kostengründen für das "Lernprojekt" aus einer Holz-Alu-Konstruktion, was auch für gewisses Angstzittern des Hoch-Mittelton-Paneels sorgte.

      Die (R)Evolution

      Die unbändige Kraft, die der Bass von sich gab, führte zwingend dazu, dass Schallwand und Bassgehäuse getrennt werden mussten. Die jetzt strikte Trennung zwischen Bassgehäuse und Mittel-Hochton-Paneel unterbindet ausgehenden Körperschall vom Bassgehäuse komplett. Mit der neuen Design-Ausrichtung sorgten Kurt und Daniel dann gleichzeitig dafür, dass der Bass jetzt keine "Kiste" mehr ist, sondern zur "Säule" mutierte. Das Volumen der Bassreflex-Konstruktion liegt bei "moderaten" 300 Litern. Ganz nebenbei kamen noch zwei Bass-Chassis dazu, so dass jetzt eine Basssäule 6 Tieftöner hat. Die Tuningfrequenz liegt bei ~20 Hz. Das liest sich erst einmal gar nicht „soo tief“, kann aber abartige Pegel generieren.

      Neben der optischen Neuausrichtung und der mechanischen Abkopplung zum Folienpaneel hat die Säule durchaus auch akustische Vorzüge. Die 6 untereinander angeordneten Chassis bilden wie das Folienpaneel ein Array mit gewollten Bündelungseffekten, auch wenn diese nicht so stark sind, wie beim Hoch-Mitteltonteil, was auf Grund der Wellenlänge nicht 100%ig möglich ist. Daneben sagt die Theorie, dass die „geometrisch lange Anregung“ der Basswelle für eine reduzierte Ausbildung von klangverfälschenden Raummoden sorgen kann.

      Jetzt ist der Bassturm kein reiner Subwoofer, sondern er ist gleichzeitig für den Grundtonbereich zuständig. Denn eigentlich ist der MLS eine ganz klassische passive 3-Weg-Box, wobei die Übernahmefrequenz zum Mitteltöner bei irgendwo um 300 Hz liegt. Das wiederum war für die komplette Bassgehäusekonstruktion in diesen Dimensionen eine große Herausforderung, um die gefürchteten Smearing-Effekte und sonstigen Beeinflussungen durch Gehäuseresonanzen im Keim zu ersticken. Es ist in diesen Dimensionen nicht möglich, ein Alu-Strangpressprofil zu nutzen, da es bis jetzt weltweit keine Presse gibt, die solch ein „umfangreiches“ Profil pressen kann. Daher besteht die Bass-Säule aus bis zu 32 mm dicken MDF-Platten mit einer Alu-Beplankung. Dabei werden die Alu-Platten in sehr aufwändiger Handarbeit auf die im Innern komplex verstrebte und bedämpfte MDF-Konstruktion geklebt. Neben dem schicken Design ergibt sich so ein ultrasteifes Bassreflex-Gehäuse, dessen BR-Kanäle auf der „Turm“-Rückseite liegen.

      Die Schallwand mit den Folien wird aus einer 4 cm dicken Alu-Platte hergestellt. Eine computergesteuerte Fräsmaschine sorgt für die Aussparungen zur Chassis-Aufnahme. Aber nicht nur das. Große Metallplatten neigen dazu, nicht ganz plan zu sein. Also werden in mehreren Arbeitsgängen Vorder- und Rückseite plan gefräst, so dass am Ende „nur“ noch 35 mm Schallwanddicke übrig bleiben.

      Am prinzipiellen Aufbau des Hoch-Mittelton-Paneels und seinem Dipol-Prinzip hat sich nichts geändert. Die Mitteltöner strahlen konstruktionsbedingt nach vorne und hinten ab. Um das Dipol-Prinzip auch im Hochton umzusetzen, befindet sich die gleiche Anzahl Hochtöner auch auf der Rückseite. Das ist erforderlich, da der LDR-Hochtöner ein kleines geschlossenes Gehäuse besitzt und somit ein einzelnes Chassis nicht nach "hinten" abstrahlen kann.

      Die Schallwand wird mit einem Alu-Sockel verschraubt, der natürlich ebenfalls aus dem vollen Alu "geschnitzt" wird.

      Die Frequenzweiche muss extreme Ströme aushalten können. Jeder einzelne Widerstand mit einem Metall-Kühlkörper ist größer, als viele Spulen in „normalen“ Frequenzweichen. Und die Spulendrähte erinnern schon etwas an Trafowicklungen eines kleinen Schweißgerätes.

      Die nackte Bauzeit liegt bei ungefähr 40 Tagen pro „Stereo-Set“!

      Es werkeln bei diesem System 48 Höchtöner, 18 Mitteltöner und 12 Bässe; jede Bassäule wiegt ~150 Kg und insgesamt liegt ein Kampfgewicht von ~430 Kg an.

      Keine Kompromisse

      Während viele dieser Monstersysteme (z. B. die ADAM OSS) mit DSP oder Schalter für allerlei Spielereien daherkommen, bauten Kurt und Daniel den MLS absolut kompromisslos auf, in der "Ausstattung" schon fast rudimentär. Das Weglassen irgendwelcher Schalter, um den Frequenzgang anzupassen oder die Charakteristik zu ändern hat nichts mit "Kostenoptimierung" zu tun. Geld spielte weder in der Entwicklung eine Rolle, noch sollte Geld beim Käufer von Belang sein.

      Möglichkeiten zur "individuellen Anpassung" führten in der Abstimmung immer zu einem Bruch in der Homogenität. Und das geht bei solch einem System natürlich gar nicht. Wer sich den MLS leisten und vor allem auch stellen kann, sollte optimale Rahmenbedingungen schaffen, um das vorhandene Potenzial auszuschöpfen. Dazu zählt auch die Raumakustik. Unter Umständen sollte also auch noch über eine Raumoptimierung von Profis nachgedacht werden. Wer stattdessen über DSP (EQ) nachdenkt, hat dieses System nicht verstanden.

      Die kompromisslose Konzeption geht soweit, dass zwischen Bassgehäuse (dort sitzt im endgültigen Serienbau die Frequenzweiche) und Paneel blödsinnige Kabelexperimente deutlich erschwert werden. Vom Bass erfolgt die Stromübertragung zum Paneel per Lemo-Steckverbinder und dem Opus1-Kabel.
      Zuletzt geändert von nk; 26.09.2013, 20:11.
      Norbert,
      der NUR den eigenen Ohren vertraut

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        #18
        Teil 2

        Das Hörerlebnis

        Leider, leider konnten wir den MLS nicht an den Accuphase A200 hören, wie sie bei den Open Days eingesetzt waren. Der CH-Vertrieb von Accuphase benötigte die Endstufen dringend wieder zurück. Also kamen die altbewährten „dicken Monos“ von Marantz zum Einsatz. Aber als „Trostpflaster“ hatten wir den ganzen Tag den Hörraum für uns ganz allein, nur mit Kurt und Daniel.

        Von meinem Notebook ging’s durch den speziellen Marantz-Treiber zum NA 11S1, der als DAC genutzt wurde.

        Da wir im Vorfeld sehr viel über Holzprototypen hörten, wurde erst einmal die 90.2 mit einigen Titeln zur „Ohrenkalibrierung“ herangezogen.

        Jetzt gilt's, keine Rücksichtnahme mehr, weil MLS bisher nur ein Versuchsträger war. Wie klingt's? Ganz simpel und sachlich kühl ausgedrückt.

        KEINE
        Kompression,
        Verzerrung,
        Verfälschung oder
        sonstige Limitierung.

        Fertig. Und…

        … der Unterschied zur 90. 2 ist nicht groß!

        Der MLS ist jeglichem Vergleich zu anderen LS völlig entrückt. Wir reden hier nicht mehr über eine Klasse höher, wir reden über ein anderes Klanguniversum.

        Der theoretische Ansatz, dass sich durch die drastische Vergrößerung der Membranfläche die Verzerrungswerte durch das Fehlen langer Membranhübe nahezu auf 0 reduzieren lassen, wird mit dem MLS eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

        Man stellt sich die Frage, ob das wirklich eine Tonkonserve ist oder ob die Künstler tatsächlich im Hörraum stehen. Wie soll man einen Superlativ in Worte fassen? Hier mein Versuch:

        Über die Fähigkeit, abartige Pegel zu ermöglichen, habe ich schon nach dem letzten Besuch geschrieben. Ob der fast serienfertige MasterLineSource mit Bassturm in dieser Hinsicht noch „mehr“ kann als der „alte Würfel“, spielt überhaupt keine Rolle. Denn ob die Nahtoderfahrung nach 10 oder 8 Sekunden eintritt, ist völlig egal. Allerdings ist der Bass in Richtung Präzision um Längen besser geworden. Das Gehäuse - klar. Erst der reine „Holzwürfel“, jetzt die hohe Säule zusätzlich mit Alu beplankt. Außerdem scheinen sich die Überlegungen zur Reduzierung der Raummoden durch die „lange Chassisreihe“ zu bestätigen.

        Aber der Reihe nach - und hören wir bei "gesunden" und "normalen" Lautstärken genau hin. Eigentlich dachte ich, dass ein paar sehr ruhige und „spartanische“ Stücke die Grenzen des Giganten aufzeigen. Scheiße, von wegen…. Da ist einfach nur „Musik in echt". Mit einer einzigartigen natürlichen Reinheit werden allerfeinste Klang- und Musikstrukturen wie selbstverständlich in minimalsten Dynamikabstufungen in den Hörraum transportiert. Alexis Korner mit seiner sagenhaften „Me“-CD, Leonhard Cohen mit seinen „Old Ideas“, Johnny Cash und Rickie Lee Jones sorgten für die Einstimmung.

        Nach dem Hördurchgang auf der MLS wurde die Leonhard-Cohen-CD in meinen Ohren etwas entzaubert. Die Stimme wirkte leicht synthetisch. Hat da der Ton-Ing. etwa zu viel mit EQ und anderen Sachen gespielt oder schummelt der MLS? Aber dann, Alexis Korner auf der Klampfe, die Stimme… hey, das war einfach nur absolut echt. Wenig Aufnahmetechnik, diese aber perfekt. Während Cohen also leicht „gefälscht“ wirkte, ist die Alexis Korner einfach nur eine der besten Männergesangsaufnahmen aller Zeiten.

        Aber auch Cash und Rickie Lee Jones waren besondere Erlebnisse. Der Bassturm hat im Vergleich zu den Versuchsträgern das System um mindestens eine Klasse höher platziert. Es war sogar so, dass manchmal das ganze Gebilde schon fast schlank, grazil klang. Deutlich war das bei den Männerstimmen zu hören, wenn kein Bass seitens der Aufnahme gefordert wurde.

        Denn obwohl dort eine Bassgewalt steht, wird diese kaum zu begreifende Wucht aber auch nur dann eingesetzt, wenn es wirklich gefordert ist. Eine nicht zu tief abgemischte Bass-Drum kommt vergleichsweise "zahm" daher. In einer alten Aufnahme von Oscar Peterson ("For My Friends") spielt das Schlagzeug unglaublich realistisch. Es keimt die Frage auf "warum so viele Basschassis?" Es gibt jede Menge Aufnahmen, die alles andere als "gewaltig" sind, sondern eher "realistisch" eingespielt wurden und dieser martialische Bassturm dabei ganz offensichtlich hoffnungslos unterfordert ist.

        Pure Gewalt ist das Eine, aber der Bassturm kann auch gaaaanz anders. Völlig neutral werden selbst komplexe Bassstrukturen hochsensibel seziert. Hier wird wirklich seziert und nicht einfach nur ein tiefes Gebrummel produziert. Entweder knüppelhart mit einem einzigen Stockhieb oder wabernd im Hintergrund kommt die Basswelle einem entgegen. Der Begriff „perfekte Basswiedergabe“ hat mit dem MLS eine neue Größenordnung erreicht. Selbst tiefste Frequenzen kommen knurrig, knallhart, explosionsartig. Der PIEGA-Raum und der MLS zeigen, was machbar ist. Hier steht schlicht und ergreifend die Referenz in Sachen Tiefton – und das ohne DSP- oder EQ-Kram. Die Qualität hängt einzig und allein von der Software ab. Und natürlich davon, ob der Antrieb (also der Amp) die 6 Basschassis pro Seite unter Kontrolle hat – und nicht umgekehrt, dass die Basschassis den Amp in den Wahnsinn treiben.

        Weiter oben erwähnte ich schon, dass die „Basssäule“ bis in den Grundton arbeiten muss. Eine technische Meisterleistung vollbrachten Kurt und Daniel dabei, dass die 6 Tieftöner samt Gehäuse den Grundtonbereich in gleicher Leichtigkeit und Transparenz übertragen, wie das Folienpaneel den oberen Bereich.

        Die Arbeit des "Folienpaneels" ist tonal einfach nur perfekt. Völlig frei von Verfärbungen jeder Art, werden kleinste Nuancen in der Gefühlsregung durch die Stimme in größter Neutralität gezeigt. Da ist nichts, absolut nichts, was in irgendeiner Form die "Natürlichkeit" einer menschlichen Stimme verfremdet. Es entsteht eine völlig frei atmende und bis ins kleinste Detail gezeichnete Auflösung, ohne auch nur im Ansatz zu nerven. Am meisten fasziniert aber alles rund um die Feindynamik. Was dieses LS-Monstrum in diesem Teilbereich abliefert, ist einfach nur unglaublich. Ich war ziemlich sprachlos, wie feingliederig selbst komplexe, kleinste Dynamikdifferenzen gezeigt werden. Nicht nur Solostimme oder -instrument - nee, größere Besetzungen bis zum großen Orchester werden in jeder Schwingung analysiert. Das Ohr erhält Informationen in so großer Menge, dass es schwer ist, dem zu folgen.

        Grobdynamik ist natürlich überhaupt keine Aufgabe für den MLS. Ein typisches Beispiel ist die CD Maceo Parker, „Soul Classics“, mit der WDR-BigBand. Bei „I Wish“ und der irrsinnigen E-Bass- und Drum-Einlage knallten die Becken und explodierten die Snare, schnalzten und knurrten die 4 Basssaiten in einer wahren Orgie. Die kurzen, abrupten Pausen der ganzen Band und die brutalen Wiedereinstiege innerhalb eines einzigen Taktes wurden bis in die kleinsten Transienten in Big-Band-Original-Lautstärke in die Ohren gejagt. Es würde mich nicht wundern, wenn man im heimischen Hörsaal vor diesen Lautsprechern Beifall klatscht.

        Ich glaub‘, hier war es auch, als mir Sven ins Ohr rief „Das ist doch kein Lautsprecher mehr“.

        Ein Stück, was Fein- und Grobdynamik in sich vereint, ist von Rickie Lee Jones, „Under The Boardwalk“. Erst ganz sachte, ganz zart steigt der Titel ein, um bei zwei Schlagzeugeinsätzen den Brustkorb bis an die Wirbelsäule einzudrücken.

        Das Thema „korrekte Größenabbildung“ ist für solche Mammutsysteme immer eine besondere Herausforderung. Eigentlich alle Mammutsysteme, die ich bisher hörte, hatten in dieser Disziplin mehr oder weniger ihre Probleme, die Natürlichkeit zu bewahren. Hier noch einmal meine Eindrücke zur ADAM OSS vor einigen Jahren. Liest man sich auch den Artikel der av-guide durch (Link siehe weiter oben), bin ich mit diesen Beobachtungen nicht ganz alleine. Aber an einer Stelle bin ich nicht ganz einer Meinung mit der av-guide. Denn ich finde, eine Stimme wird erst dann zu groß, wenn sie viel zu laut gehört wird. Denn welche natürliche Stimme ohne PA verpasst einem in 4 Meter Abstand noch eine Föhnwelle? OK, MLS verleitet dazu, laut zu hören, sehr laut. Wir hatten nicht selten Pegel um die 100 dB am Hörplatz. Da muss man sich ganz schnell wieder in Selbstdisziplin üben.

        Und eigentlich stellte ich mich auch darauf ein, dass hier der MLS wegen seiner Dimensionen patzt. Neeee, eher zarte Sängerinnen oder kleine Instrumente werden niemals überdimensioniert aufgeblasen. Hier unterscheidet sich die Line Source nur wenig vom MasterOne. Allenfalls stehen die Interpreten etwas höher, also auf einem kleinen "Podest". In der Größenabbildung sind sie aber absolut korrekt. Ein kleines Triangel bleibt klein und wird nicht zur "Kirchenglocke" und die Akustikgitarre wird als 1:1-Modell abgebildet. Auch die menschlichen Umrisse der Sänger/innen bleiben absolut naturgetreu. Die Stimmenwidergabe einer eher schlanken weibliche Person muss auch so klingen und keinen schwankenden Elefanten zeigen.

        Und damit sind wir bei einer Aufnahme, die mich einfach nur aus dem Sessel schlug. Nein, nicht wegen ihrer Gewalt oder einer Basswelle. Im Gegenteil: Joy Denalane mit der CD „Mamani – Live“, der Titel „Geh jetzt“. Eine Aufnahme, die so ein bisschen an Ping-Pong-Stereo erinnert. Rechtslastig die Akustikgitarre, linkslastig die Stimme. Ich habe mir die größte Mühe gegeben, ein zartes Schwanken in den Positionen zu erkennen. Unglaublich, dieses Monstrum schraubte die beiden Musiker förmlich an ihre Position. Da war nicht ein bisschen frequenzabhängiges Wackeln in der Position. Die einzelnen Schallzeilen platzierten die Musiker auf die Fläche einer 1-Euro-Münze.


        Norbert,
        der NUR den eigenen Ohren vertraut

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          #19
          Teil 3

          Stellungswechsel. Ich schlappte mal nach hinten, so ungefähr 1,5 Meter vor der Rückwand. Sven spielte vom Rechner ein Livestück, welches ich nicht kannte. Großer Saal und verhältnismäßig kleine Besetzung. Ich riss die Augen auf wie ein 5-jähriger unter‘m Weihnachtsbaum, hüpfte wie Rumpelstilzchen und winkte aufgeregt Kurt zu mir. „Hör dir das an, die Bühne reicht über den gesamten vorderen Teil des Hörraumes und die Musiker sitzen ultrapräzise zwischen den Wandlern. Ist das geil.“

          Kurt ganz cool: „Och, na ja…. das hättest du mit der A200 hören sollen, das war gut.“ Er stand kurz davor, von mir gewürgt zu werden. „Wieso gibst du dann die Dinger wieder zurück?“

          Wir hatten natürlich noch viele Aufnahmen, Stella Jones, Vince Weber, Henrik Freischlader, Marquise Knox, Yamamoto Trio, Chie Ayado mit dem gigantischen Chor… Aber egal was lief, dieser Schallwandler zog uns komplett in einen Strudel bisher nie gehörter Eindrücke.

          Da bleibt jetzt nur noch die Anpassung zwischen Bass-Turm und Frontpaneel übrig. Da es sich um zwei Gehäuse je Seite handelt, besteht die theoretische Möglichkeit, dass die beiden Gehäuse so falsch gestellt werden können, dass es einen Bruch im Zusammenspiel der beiden Partner gibt. Stichwörter: Gruppenlaufzeit und Sprungantwort. Kurt und Daniel probierten, quälten die Messgeräte und mussten feststellen, dass sich das gar nicht soooo extrem auswirkt. Für die absolute Perfektion sollten die beiden Chassis-Regalwände nicht zu weit entfernt voneinander stehen und so ungefähr auf einer Linie. Es kommt dabei nicht so auf 10 Zentimeter an. Dass der Bass natürlich nicht vor dem Folienpaneel stehen sollte ist klar. Kurt und Daniel bauten das System selbstverständlich perfekt auf, so dass eine große Harmonie zwischen den Chassis-Türmen bestand. Im Ergebnis hatten wir nie den Eindruck, dass es zwei getrennte Gehäuse waren. Alles spielte wie aus einem Guss und in perfekter Harmonie zusammen. Im Grunde verhält sich der MLS nicht viel anders als ein einzelnes Lautsprechergehäuse.


          Fazit

          Die Summe aller Einzeldisziplinen, das Fehlen jeglicher Verzerrung oder Kompression lässt nur den Schluss zu, dass hier vielleicht der "natürlichste Lautsprecher" überhaupt steht.

          Für mich persönlich ist es schwer, mich bei diesem System frei von technologischen Überlegungen zu machen, weil ich im Hinterkopf immer den Wahnsinnsaufwand des MLS habe. Dabei macht dieses System eigentlich nichts weiter, als Musik in Vollendung zu übertragen. Das wirklich Unglaubliche ist dabei, dass die Musik nicht seelenlos wird, nicht steril oder künstlich. Nichts ist überregelt, totkompensiert, fehlerbereinigt, DSP-korrigiert oder weggerechnet. Dieses System hat keine klangbeeinflussenden Fehlerkorrekturen nötig, was im Ergebnis mit ein Grund für diese „Natürlichkeit“ ist.

          Ist der MLS der beste LS aller Zeiten? Keine Ahnung, ich kenne nicht alle Systeme, es ist aber durchaus möglich. Definitiv ist es aber das beste LS-System, was ich persönlich jemals gehört habe. Auf alle Fälle ist der MLS ein System, was die LS-Geschichtsschreibung auf Dauer beeinflusst. In dieser technischen Komplexität so ein klangliches Ergebnis abzuliefern zwingt einen dazu, sich tief vor Kurt und Daniel zu verneigen.

          Die Sache hat aber einen Haken:

          Durch das Fehlen jeglicher Verzerrungen oder anderer Fehler ist der MLS gnadenlos, brutal und rücksichtslos ehrlich, so dass die eigene Musiksammlung auf wenige Top-Aufnahmen beschränkt wird. Denn wenn nur ein Hauch "Schlechtes" in der Technik oder Aufnahme ist, wird das quittiert, und zwar in einem Umfang, wie ich es noch nie erlebte.

          Sind Coax 90.2 und MasterOne schon Akustik-Lupen, so ist MLS ein Akustik-Hubble-Teleskop, um das derzeitige Ende des erfassbaren "Musik-Universums" zu erforschen. Aber eigentlich laufen bei dem Ding alle der üblichen Beschreibungen ins Leere.

          Er entzaubert ohne mit der Wimper zu zucken hochgelobte Elektrik und schränkt auch dort das Angebot blitzschnell ein. Nein, nicht falsch verstehen, MLS ist nicht zickig oder schwierig, er entlarvt nur. So, wie es sich für ein (Akustik)Teleskop gehört.

          So Kurt und Daniel, jetzt baut ihr das Ding 3 Nummern kleiner und Leo streicht eine Null im Preis. ... natürlich bei gleichen Ergebnissen :smile:

          Zuletzt geändert von nk; 26.09.2013, 20:12.
          Norbert,
          der NUR den eigenen Ohren vertraut

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            #20
            Auch dem kann ich nur noch ganz wenig hinzufügen.

            Aber ich wage doch noch eine kleine Bemerkung zum Thema 90.2 und MLS.

            Bei der Musik macht die 90.2 wirklich nicht mehr viel falsch, aber bei den ganz feinen Strukturen und Rauminformationen ist der MLS dann eine ganz andere Liga.

            Auffällig wieder bei Leonard Cohen und Alexis Corner war es unglaublich welchen Blick in das Studio uns der MLS ermöglicht hat. Der Piega Abhörraum trat komplett in den Hintergrund und Größe und Form der Aufnahmestudios nahm geradezu magisch seinen Platz ein.
            Wo stand der Sänger, wie stand er zum Mikro, wo waren Wände in der Kabine, wie war das Setting, groß, klein, mit etwas Konzentration konnte man anhand Hall und Ortung auch kleinste Details der Räumlichkeiten orten.
            Und dabei war die Räumlichkeit im perfekten Mass festgenagelt. Der MLS spielt absolut phasenrichtig und frequenzneutral, so dass jegliches Signal messerscharf und exakt ortbar wird.
            Die 90.2 ist wahrlich nicht schlecht in dieser Disziplin, aber der MLS macht es noch einmal besser.
            Zuletzt geändert von Aurumer; 26.09.2013, 20:25.
            Viele Grüße,
            Sven

            Ein Leben ohne Piega und Accuphase ist möglich aber sinnlos. (Frei nach Loriot)

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              #21
              Die Schilderungen vom Klang dieses "Monstrums" sind ja mal beeindruckend.

              Wenn man über das nötige Kleingeld verfügt, ist dieses Teil bestimmt eine Überlegung wert.

              Mir persönlich sagt jedoch die Optik in keinster Weise zu.
              Metallverarbeitung in Perfektion hin oder her.
              Aber dieses zweigeteilte Design ist nicht so meins.
              But: "Form follows Funktion"

              Wenn der Klang am Ende passt kann man ja auch mit geschlossenen Augen Musikhören.

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                #22
                Das "optische Gefallen" ist wahrscheinlich bei allen Dingen kritisch, die das technisch Machbare ausloten.

                Schau dir die Super-Katamarane des America-Cups an. "Segelboote", die bis zu 80 Km/h schnell sind und dabei fast komplett aus dem Wasser kommen.

                Aber ganz klar: "Schöne" Segelboote sehen anders aus.
                Norbert,
                der NUR den eigenen Ohren vertraut

                Kommentar


                  #23
                  Danke für die interessanten Höreindrücke aus dem neuen Kosmos
                  Schon faszinierend!

                  Vielleicht bekomm ich ja mal irgendwann die Chance, das Teil zu hören.

                  Und falls ich noch mal neu baue (was nicht angedacht ist),
                  wird einfach das Haus um den perfekten Hörraum herum geplant.

                  Kommentar


                    #24
                    wichtig dabei:
                    Raumgröße beachten und genug Budget für die MLS übrig lassen

                    Kommentar


                      #25
                      Hatte ich noch ganz vergessen, ein Bildchen.

                      Der Sockel vom Folienpaneel wird in der endgültigen Version etwas anders aussehen.

                      Elektronik: Die große Marantz-Kombi mit dem SACD-Player und dem Netzwerkplayer/DAC
                      Angehängte Dateien
                      Norbert,
                      der NUR den eigenen Ohren vertraut

                      Kommentar


                        #26
                        mein kurzes Fazit zum MLS..(bin gerade in der Toscana in den Bike- Ferien)

                        ist immer im Betrachte und Gehör des jeweiligen Zuhörers..
                        ich selber war begeistert vom MLS

                        das Ganze Spektrum wurde ausgereizt..


                        der Hörgenuss war für mich GRANDIOS .. Musik war von allem dabei.. ob HardRock, Blues, Oper, Musical, Orchester, Classic, Planflöte, Geige, Gitarren solo, Drum Solo, Klavier, was auch immer. der ganze Breitengrad wurde abgedeckt..
                        ob es CD`s vom Piega Vorführer war oder von Interessenten wie ich, es war einfach ein Erlebnis das man(n) und Frau nicht leicht in Worte fassen kann.

                        Gruss Martin
                        ------------------------------------
                        der nur guter Technik traut :p
                        ------------------------------------

                        Kommentar


                          #27
                          Hier mal ein interessanter Bericht über die MLS:
                          Piegas Lautsprecher soll alles in den Schatten stellen, was bisher diesen Gattungsnamen trug. Das Erkennungsmerkmal der Marke sind Schallwandler, die mit filigranen Folienmembranen arbeiten.
                          Zuletzt geändert von maut; 11.11.2013, 13:52.

                          Kommentar


                            #28
                            Wer's noch nicht entdeckt hat.....



                            Für die Spezis: Achtet einmal auf den Sockel des Folienpaneel.
                            Norbert,
                            der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                              #29
                              ab welcher "Hallen"größe ist das Teil denn überhaupt sinnvoll einsetzbar?

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                                #30
                                Groooooß

                                Na ja, wie so oft lässt sich das nicht auf den Zentimeter sagen.

                                4 Meter Hörabstand ist schon einmal nicht schlecht, daraus kannst du das übliche PIEGA-Dreieck bilden.

                                Dazu mindestens 1 Meter zur Wand hinter dem Hörplatz und mindestens 1 Meter zu den Seitenwänden. Dabei ist auch noch die Breite einer "LS-Seite" zu berücksichtigen.

                                Allerdings ist das Ding ein waschechter Dipol und in den meisten Fällen steht ein Dipol am Besten auf 1/4 bis 1/3 der Raumlänge.

                                Beispiel: Der Raum ist 12 Meter lang, dann steht der Dipol so ungefähr zwischen 3 und 4 Meter vor der Wand.

                                Ich denke mal, so ab 8 x 7 Meter hat man zumindest eine "intime Hörkammer" für das Ding

                                Und mit 8 Meter Länge ergibt sich im Raum eine untere Grenzfrequenz von 21 Hz. Was somit an der untersten Grenze ist. Bei dem Ding halte ich 9 x 8 Meter nicht für Angeberei :lol:
                                Norbert,
                                der NUR den eigenen Ohren vertraut

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