Liebe Foren-Mitglieder und Leser
Heute morgen um 07:30 kam ein Lieferwagen und hat mir ein Paar Coax 811 gebracht in schwarz mit den Standfuss-Platten. Nach 90 Minuten langem Aufbau (ich war alleine) waren die Flagschiffe an die Hörposition angekommen und ich höre seitdem ununterbrochen - insbesondere auch im Vergleich zu meinem Kii BXT System. Zuerst zum leicht negativen und gleichzeitigen Fragen an Piega:
1. Ich habe die Lautsprecher gebraucht gekauft und leider ist insbesondere einer der LS entlang der Kante etwas verkratzt wo das Gitter an- und abgenommen wird. Die Kratzer waren mir beim Kauf verschwiegen worden. Gibt es eine Art Stift mit dem exakt gleichen schwarz mit dem man die Kratzer etwas kaschieren kann?
2. Von den acht Füssen, die unten in die Fussplatte geschraubt werden, hat ein einziger ein etwas längeres Gewinde als die anderen. Ich kann ihn nicht ganz hineinschrauben und dadurch ist der LS leicht wackelig. Kann man solch einen Fuss bestellen?
Ich betreibe die 811 an einem T+A DAC 200 und Purifi Monoblöcken von Audiophonics, modifiziert mit Burson Audio V7 Vivid Op-Amps. In meiner Lieferung waren auch keine Kabelbrücken für die LS-Anschlüsse dabei und ich hatte keine zuhause. Also habe ich mir als Provisorium Kabelbrücken aus einem herumliegenden Stromkabel gemacht. Man wird es mir vielleicht nicht glauben - es funktioniert nicht nur, sondern die 811er klingen absolute Spitze. In keinster Weise kommt der Eindruck auf, dass hier schlechte Kabel im Spiel sind.
Nach einigen Stunden des Hörens mit den bereits eingespielten 811ern muss ich sagen - das sind die mit Abstand besten Piegas, die ich bis jetzt hatte. Zuvor hatte ich die 711er und war nicht zufrieden. Der Bass war mir nicht straff genug und das Gehäuse war für meinen Geschmack nicht steif genug und der Klang hat sich nicht richtig von den LS gelöst. Ich konnte immer hören wo sie standen und es klang sehr "gehäusig". Vor den 711ern hatte ich die Master One, für mich der beste LS, den ich je hatte - bis heute. Die 811er legen noch eine Schippe drauf.
Nach dem Hörbericht von Nobert, der die 611 bevorzugt, war ich leicht verunsichert aber ich kaufe keinen kleinen Laustsprecher
Auch in anderen Berichten, sagten einige, dass Sie Probleme im Bass hätten, bzw. dass dieser zu viel des Guten sei. In meinem Raum gibt es diese Probleme nicht im Ansatz. Ich habe an meiner Hörposition noch keine Raummoden wahrgenommen. Der Bass klingt wuchtig, maskulin, schlackenfrei, dröhnfrei, dynamisch und fantastisch satt. Soviel zum Bass. Mein Kii BXT System müsste theoretisch aufgrund der nierenförmigen Abstrahlung, gleichzeitiger Line-Source und time-alignment hier akustisch überlegen sein. Ich sehe es aber nicht so. Die Kii BXT sind im Bass ultrapräzise, detailliert und schlackenfrei, klingen aber weniger voll, satt und punchy. Sie können enorme Pegel fahren, die 811 aber auch. Wass die Kiis mit DSP machen, macht die 811 mit dem unfassbar steifen Gehäuse, mehr Innenvolumen und grösseren Treibern, die auch tatsächlich voller, maskuliner und wuchtiger klingen.Nun aber bitte nicht denken, dass die 811er unausgewogen oder zu basslastig klingen. Bei keiner Piega war der Übergang zwischen Basstreibern und Coax jemals so nahtlos. Ich kann ihn nicht hören und ich bin sehr empflindlich auf Fehler, die LS machen. Aus diesem Grund hatte ich mir die Kii BXT gekauft, weil sie eben keine Fehler machen. Dafür klingen Die Kii BXT aber dynamisch etwas verhalten, skelletartig und etwas blutleer. Bei der 811 ist ausserdem die Phantommitte wesentlicher besser - wie festgenagelt in der Mitte, deutlicher hörbar und so als gäbe es einen Center-LS.
Mitten und Höhen: Hier lässt die 811 die Kiis dann noch deutlicher zurück. Bei den Kiis ist das Timbre wirklich "echt" - Instrumente klingen nach Holz, Metall usw. - so wie sie sollten. Dies ist bei den 811 ebenfalls so aber Details sind wesentlich besser heraushörbar, weil der Coax dynamischer spielt, die Folie und somit die Transienten schneller sind ohne scharf zu klingen. Überhaupt ist die Abstimmung absolute Spitzenklasse. Eine enorme Detailflut ohne analytisch oder zu trocken zu klingen, gleichzeitig klingen sie aber auch nicht zu "nass" durch hohe Verzerrungen. Die Verzerrungswerte müssen überhaupt auf extrem niedrigem Niveau sein. Die 811 klingt sourverän, nie angestrengt, ultrasauber und lässig.
Ich bin überrascht von diesem Resultat. Nach der 711 (nicht LTD) hatte ich Bedenken wieder eine Piega zu kaufen. Ich wollte eigentlich immer auf eine Vollaktive Coax warten aber sehe nun, dass das passive Bauprinzip im Vergleich zum vollaktiven Kii-System kaum Nachteile bringt. Die Kii sind als geschlossenes System im Bass vielleicht etwas präziser aber machen zu Hause zum Musikhören einfach weniger Spass. Die 811 klingt wie ein richtiger ausgewachsener Männerlautsprecher, haut viel mehr rein, hat mehr Körper, Fleisch am Knochen und Blut in den Adern. Es ist schwer dies in Worte zu fassen. Stellt Euch ein Relief vor. Eine Linie, die beispielsweise die Silhouette von Bergen zeichnet. Es ist so als ob man das gleiche in verschiedenen Skalen sieht. Bei der 811 ist es die gleiche Linie, die nach oben und unten läuft (wie ein Aktienkurs) aber mehr hineingezoomt, die Unterschiede zwischen oben und unten sind grösser. Bei der Kii ist es derselbe Aktienkurs aber abgeflachter, weniger plastisch und somit weniger emotional.
So ich hoffe, dass diese Beschreibung Euch helfen konnte, Euch den Klang vorzustellen. Anbei noch Bilder.
LG
etch
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