Die modellübergreifenden Neuigkeiten findet ihr hier.
Auf dem Papier hat sie den gleichen Bassbereich wie der MLS2: BR-Prinzip mit 2 aktiven Strahlern und 2 passiven Strahlern auf ~65 Liter Volumen. Die Chassis sind identisch mit denen des MLS2. Allerdings präsentiert die Coax 711 ihre 4 Chassis auf der Schallwand übereinander.
Für PIEGA-Neulinge: Bei den 4 Bassmembranen handelt es sich um zwei aktiv angetriebene Membranen, das heißt Spule und Magnet. 2 Membranen sind passiv, also ohne die elektrischen Bauteile. Anstelle einer BR-Öffnung werden Passiv-Membranen eingesetzt, die auf Grund ihrer Eigenschaften und Parameter dem Konstrukteur mehr Spielraum in der Abstimmung ermöglichen. Ein klein wenig mehr habe ich zu den Passivmembranen hier geschrieben
http://www.piega.info/forum/allgemei...eihe#post35322
Fast überflüssig: Natürlich werkelt im neuen Coax-Spitzenmodell der neue große Coax-Strahler
Höreindrücke
Die klanglichen Eindrücke wurden mit der Gehäuse-Version eingefangen, die über die zusätzlichen Verstrebungen verfügt. Also schon richtig seriennah.
Ich habe nie verschwiegen, dass ich nicht so der Fan der 120er war. Ja, ein toller LS, gar keine Frage. Mir persönlich fehlte immer so etwas wie die klangliche Eleganz, die Homogenität. Ich wurde mit der 120er nie so richtig warm, was aber zugegebener Maßen auch Kritik auf sehr frechem Niveau war.
Fange ich daher mit der Homogenität an. Das ist ein Merkmal, was ich persönlich sehr hoch priorisiere und ich neige eher dazu, auf einen beeindruckenden Bass zu verzichten, als auf das homogene Zusammenspiel. Diese Homogenität sorgt dafür, dass der LS wie aus einem Guss spielt. Einzelne Chassis sind nicht zu orten, das zeitliche Zusammenspiel der Chassis ist perfekt.
Die Coax 711 lässt schon fast Vergleiche mit einem exotischen Breitbänder zu. Diese seltene LS-Spezies kann nicht viel, aber eins kann sie: Sie spielen wie aus einem Guss logisch. Die Coax 711 lässt einen völlig vergessen, dass da ein ausgewachsener Männerlautsprecher steht. Sie spielt räumlich fast zierlich, die Interpreten sind auf einen kleinen Punkt lokalisierbar. Der Klang löst sich völlig vom Boxengehäuse und bildet eine perfekte Phantomschallquelle zwischen den Boxen. Wäre da nicht dieser Mörderbass, ginge das klanglich auch für einen eher zierlichen LS durch. Und das meine ich im positiven Sinne.
Die 711er sorgt für eine faszinierende räumliche Abbildung. Im wahrsten Sinne des Wortes, lassen sich auf den Punkt alle Instrumente, alle Stimmen und alle Nebengeräusche perfekt lokalisieren. Alles ist messerscharf umrissen, nichts wackelt im Klangbild, nichts wandert zwischen den großen Gehäusewänden oder den Chassis hin und her. Was bei sehr guten Kompakt-LS oftmals als normal eingestuft wird, kann auch dieses sehr große LS-Gebilde in gleicher Form. Selbst wenn der Hörabstand verhältnismäßig kurz ist, verliert sie nicht diese Eigenschaften. Daher meine Aussage, dass sie ein wenig an Kompaktlautsprecher erinnert, weil sie eben diese extrem räumliche Abbildung liefert. Da stimmt einfach alles. Die Größe der Interpreten und der Instrumente, die Staffelung auf der Bühne in der Breite, die völlig wackelfreie Mittenplatzierung
Mit Kurt habe ich geplauscht, warum hier ein "einzelnes Chassis" spielt, aber es lässt sich nicht auf eine einzelne Maßnahme reduzieren. Es würde auch die Frage auftauchen, ob eine bestimmte Einzelmaßnahme überhaupt (deutlich) wahrnehmbaren Einfluss hätte. Mit Sicherheit trägt das Bassfilter in der Weiche zu dem erreichten Zeitverhalten bei, da es mit einer einzigen Spule und einer einfachen Impedanzkorrektur auskommt. Die relativ wenigen Bauteile wirken sich positiv auf die Gruppenlaufzeit aus. Dazu kommt das ultrasteife Gehäuse, so dass zeitliche Verschmierungen im Klangbild durch zarte Gehäuseresonanzen ausbleiben.
Ihre zierliche Eigenschaft verliert sie, wenn es um Detailinformationen geht. Es hat sich schon beim MasterMonitor-Prototyp angedeutet, dass der neue Coax in dieser Disziplin Unglaubliches leisten kann. Im endgültigen Stadium, noch dazu im versteiften Alu-Gehäuse, ist dieser Detailirrsinn eine der herausragenden Eigenschaften der 711er. Bei der Endabstimmung war viel Fingerspitzengefühl angesagt, damit einerseits der Detailreichtum erhalten bleibt, andererseits darf das System nicht lästig werden. Diese Gratwanderung meisterten Kurt und Daniel perfekt. Sollte dieser LS in den Ohren mancher HighEnder je nerven, liegt es garantiert an der Elektrik oder der Aufnahme.
Die Feindynamik ist gigantisch. Jede noch so kleine Stromveränderung kommt ansatzlos und klar differenziert. So muss es sein, wenn das LS-Kabel direkt an das Trommelfell gelötet wird.
Selbst wenn der Gitarrist nur ganz zart, eher aus Versehen, eine Saite berührt, wird das wie selbstverständlich mit der Lupe analysiert und perfekt platziert. Diese Sezierung der Musik bedeutet aber nicht eine eiskalte und technisierte Darbietung. Sie geht einher mit einer hohen Musikalität, mit Schmelz und Facettenreichtum. Zarte Frauenstimmen werden teilweise fast filigran und zerbrechlich in die Ohren gehaucht.
Alle Feininformationen kommen mit einer beispiellosen Lässigkeit. Es wird nie anstrengend oder hinterlässt den Eindruck auf Effekthascherei. Der große Coax atmet völlig befreit von irgendwelchen Kompressionseigenschaften. Der Begriff Verfärbung kann komplett aus dem Vokabular gestrichen werden. Gäbe es nicht den MLS2 mit seiner Armada von LineSourceDrivern, wäre der neue große Coax Maß der Dinge.
Die Grobdynamik ist waffenscheinpflichtig. Wir haben die 711er richtig fliegen lassen und einige der PIEGA-Mitarbeiter schauten irritiert durch die Scheibe, was die "armen Irren" im Vorführraum freiwillig über sich ergehen lassen. Als Marius Müller-Westernhagen sein "S.exy" live im Hörraum unter Echtbedingungen spielte, griff ein PIEGA-Beschäftigter sogar zur Luftgitarre. Der "Feigling" blieb aber hinter der Scheibe
Einfach nur ge..l, Musik kann sooooo viel Spaß machen.
Zumindest dann, wenn im 300m²-Loft in 12 Metern Abstand kein AC/DC-Live-Pegel zwingend ist, wird jede Max-Pegelauslotung schlicht und ergreifend Körperverletzung. Dass selbst bei Mörderpegeln der LS rein gar nichts von seinen guten Manieren verlor, ist nur noch eine Randnotiz. Die Bässe prügelten gegen die Brust, die Snare kam wie ein Kinnhaken und Bläsereinsätze schnitten sich ins Fleisch.
Die allseits bekannte Größenordnung Coax 90.2 musste sich in allen Belangen der Coax 711 geschlagen geben, sogar in ihrer Spezial-Disziplin, der Homogenität. Die 711er setzt ein fettes Ausrufezeichen, nicht nur innerhalb der PIEGA-Welt.
Bei allen extrem kultivierten HighEnd-Eigenschaften - auch im Leisebetrieb - bleibt der Spaß nicht auf der Strecke. Die 711er beherrscht ihr Handwerk pegelunabhängig in allen Stil- und Spielrichtungen der Musik. Eben noch ein gehauchter Herzschmerz und sofort Umschalten auf "kopffreiblasendes" Rockkonzert. Sie kann alles mit einer fast erschreckenden Selbstverständlichkeit.
Der Mörderbass
Hochinteressant wirds dann auch noch im Bassbereich, weil mit dem MLS2 fast ein genetischer Zwilling vorhanden ist zumindest in den allerwichtigsten Eckdaten. Der Vergleich war mehr als verlockend, für mich fast zwingend. Aber puh: Bei diesen beiden überhaupt noch zu versuchen herauszufinden, wer besser oder schlechter ist, grenzt schon an Perversion. Dieser Vergleich lässt sich sowieso nur in besonderen Räumen durchführen und geht auch nicht so ohne Weiteres im AB-Vergleich.
Die 711er kommt knallhart und schnell wie ein Aufschlag im Teilchenbeschleuniger. Die Saiten vom Akustikbass knurren wie ein hungriger Wolf, die Bass-Drum schlägt wie eine Ramme. Die tiefen Töne auf dem Flügel kommen wie Vorhammerschläge auf Eisenbahngleise. Der MLS2 hört sich hier etwas normaler an, nicht ganz so knallig, so brutal hart. MLS2 lässt die Töne etwas länger schwingen. Aber großer Gott, was ist in dieser Leistungsklasse schon normal. Es ist legitim, an der Stelle sogar von einer geschmacksabhängigen Bassauslegung zu sprechen.
Wir hatten schon an verschiedenen Stellen im Forum erörtert, dass die Anordnung der Basschassis in Form einer Schallzeile Vorteile mit sich bringen kann, weil die Basswelle über eine längere Strecke angeregt wird. Obs daran liegt, ob evtl. sogar hier wieder Alu vs Holz ausschlaggebend ist oder ob es wieder einmal eine Kombination aus beiden ist ? Egal, die Coax 711 hat für meine Ohren den besseren Tiefbass!
Nach dem Besuch keimte in mir sogar die Frage auf, ob der MLS2 oder die Coax 711 das Paradepferd innerhalb der Produktpalette ist (den großen MLS mal außen vor gelassen). Der Idealfall wäre eine Kombination aus beiden. Der Bass aus der 711er und die Dipol-Line aus dem MLS2. Aus verschiedenen Gründen geht das aber nicht in einem Gehäuse und dann wären wir wieder beim 2-Gehäuse-Aufbau des großen MLS.
Meine ganz persönliche Empfehlung im Bruderkampf MLS2 vs Coax 711 lautet: Coax 711. Hauptargument: Sie ist deutlich preiswerter als der MLS2.
Auch wenn der Preis bei der 711er noch nicht in trockenen Tüchern ist, muss man beim MLS2 einfach nur die Chassis durchzählen, dazu die Akustiklinse, das große Gehäuse
Die klanglichen Einbußen im Vergleich sind nicht wirklich dramatisch, evtl. sogar geschmacksabhängig. Daher ist Einbuße bei der 711er nicht der richtige Begriff. Im Bassbereich sehe ich die 711er vorn, während der MLS2 mit seiner Dipol-Line in einer eigenen, einmaligen und faszinierenden Welt spielt. MLS2 setzt in Sachen Dynamik nochmals einen drauf, seine Line kommt noch schneller direkter, allerfeinste Impulse werden direkt ins Hirn geleitet ohne Umweg über das Trommelfell. Bei zu erwartenden Bläserattacken zuckt man schon zusammen, bevor das Signal auf den Schwingspulen ankommt. Man weiß genau, dass man gleich wieder eine Backpfeife bekommt. Das ist weltweit wirklich einmalig, wie die Line des MLS2 nuancenreich mit der Dynamik spielt.
Allerdings prallen auch die Systeme Direktstrahler/Dipol und das komplett andere Bündelungsverhalten durch die Line aufeinander. Von daher hinkt sowieso jeder Vergleich.
Auf menschliche Charakterzüge transferiert: Die Bühne, die Liveatmosphäre, die Illusion des Raumes, die unvergleichliche Leichtigkeit und der spielerische, ja fast verschwenderische Umgang mit der Dynamik das ist die Domäne des MLS2.
Das Messinstrument, der Musik-Analytiker und die Konzentration auf Mikrodetails - das ist die Coax 711. Und dann dieser Wahnsinnsbass .
Fakt ist, dass beide zur absoluten Weltelite gehören. Endlich kann ich Kurt und Daniel beim Spitzenmodell der Coax-Baureihe zublinzeln: "Jawoll, das ist es". Ab sofort bin ich ein Riesenfan der großen Coax.
Das Raumprofil: eher mittelgroß ab ~30 m², Hörabstand 2,5 - 5 Meter, PIEGA-typisch im Aufbaudreieck: 1 : 1,5
Die Coax 711 neben der Cox 90.2
Im Bruderkampf die Coax 711 und der MLS2
Zur Themenübersicht des Besuchs im Sept. 2016 mit den Links zu vielen Detailinfos
Auf dem Papier hat sie den gleichen Bassbereich wie der MLS2: BR-Prinzip mit 2 aktiven Strahlern und 2 passiven Strahlern auf ~65 Liter Volumen. Die Chassis sind identisch mit denen des MLS2. Allerdings präsentiert die Coax 711 ihre 4 Chassis auf der Schallwand übereinander.
Für PIEGA-Neulinge: Bei den 4 Bassmembranen handelt es sich um zwei aktiv angetriebene Membranen, das heißt Spule und Magnet. 2 Membranen sind passiv, also ohne die elektrischen Bauteile. Anstelle einer BR-Öffnung werden Passiv-Membranen eingesetzt, die auf Grund ihrer Eigenschaften und Parameter dem Konstrukteur mehr Spielraum in der Abstimmung ermöglichen. Ein klein wenig mehr habe ich zu den Passivmembranen hier geschrieben
http://www.piega.info/forum/allgemei...eihe#post35322
Fast überflüssig: Natürlich werkelt im neuen Coax-Spitzenmodell der neue große Coax-Strahler
Höreindrücke
Die klanglichen Eindrücke wurden mit der Gehäuse-Version eingefangen, die über die zusätzlichen Verstrebungen verfügt. Also schon richtig seriennah.
Ich habe nie verschwiegen, dass ich nicht so der Fan der 120er war. Ja, ein toller LS, gar keine Frage. Mir persönlich fehlte immer so etwas wie die klangliche Eleganz, die Homogenität. Ich wurde mit der 120er nie so richtig warm, was aber zugegebener Maßen auch Kritik auf sehr frechem Niveau war.
Fange ich daher mit der Homogenität an. Das ist ein Merkmal, was ich persönlich sehr hoch priorisiere und ich neige eher dazu, auf einen beeindruckenden Bass zu verzichten, als auf das homogene Zusammenspiel. Diese Homogenität sorgt dafür, dass der LS wie aus einem Guss spielt. Einzelne Chassis sind nicht zu orten, das zeitliche Zusammenspiel der Chassis ist perfekt.
Die Coax 711 lässt schon fast Vergleiche mit einem exotischen Breitbänder zu. Diese seltene LS-Spezies kann nicht viel, aber eins kann sie: Sie spielen wie aus einem Guss logisch. Die Coax 711 lässt einen völlig vergessen, dass da ein ausgewachsener Männerlautsprecher steht. Sie spielt räumlich fast zierlich, die Interpreten sind auf einen kleinen Punkt lokalisierbar. Der Klang löst sich völlig vom Boxengehäuse und bildet eine perfekte Phantomschallquelle zwischen den Boxen. Wäre da nicht dieser Mörderbass, ginge das klanglich auch für einen eher zierlichen LS durch. Und das meine ich im positiven Sinne.
Die 711er sorgt für eine faszinierende räumliche Abbildung. Im wahrsten Sinne des Wortes, lassen sich auf den Punkt alle Instrumente, alle Stimmen und alle Nebengeräusche perfekt lokalisieren. Alles ist messerscharf umrissen, nichts wackelt im Klangbild, nichts wandert zwischen den großen Gehäusewänden oder den Chassis hin und her. Was bei sehr guten Kompakt-LS oftmals als normal eingestuft wird, kann auch dieses sehr große LS-Gebilde in gleicher Form. Selbst wenn der Hörabstand verhältnismäßig kurz ist, verliert sie nicht diese Eigenschaften. Daher meine Aussage, dass sie ein wenig an Kompaktlautsprecher erinnert, weil sie eben diese extrem räumliche Abbildung liefert. Da stimmt einfach alles. Die Größe der Interpreten und der Instrumente, die Staffelung auf der Bühne in der Breite, die völlig wackelfreie Mittenplatzierung
Mit Kurt habe ich geplauscht, warum hier ein "einzelnes Chassis" spielt, aber es lässt sich nicht auf eine einzelne Maßnahme reduzieren. Es würde auch die Frage auftauchen, ob eine bestimmte Einzelmaßnahme überhaupt (deutlich) wahrnehmbaren Einfluss hätte. Mit Sicherheit trägt das Bassfilter in der Weiche zu dem erreichten Zeitverhalten bei, da es mit einer einzigen Spule und einer einfachen Impedanzkorrektur auskommt. Die relativ wenigen Bauteile wirken sich positiv auf die Gruppenlaufzeit aus. Dazu kommt das ultrasteife Gehäuse, so dass zeitliche Verschmierungen im Klangbild durch zarte Gehäuseresonanzen ausbleiben.
Ihre zierliche Eigenschaft verliert sie, wenn es um Detailinformationen geht. Es hat sich schon beim MasterMonitor-Prototyp angedeutet, dass der neue Coax in dieser Disziplin Unglaubliches leisten kann. Im endgültigen Stadium, noch dazu im versteiften Alu-Gehäuse, ist dieser Detailirrsinn eine der herausragenden Eigenschaften der 711er. Bei der Endabstimmung war viel Fingerspitzengefühl angesagt, damit einerseits der Detailreichtum erhalten bleibt, andererseits darf das System nicht lästig werden. Diese Gratwanderung meisterten Kurt und Daniel perfekt. Sollte dieser LS in den Ohren mancher HighEnder je nerven, liegt es garantiert an der Elektrik oder der Aufnahme.
Die Feindynamik ist gigantisch. Jede noch so kleine Stromveränderung kommt ansatzlos und klar differenziert. So muss es sein, wenn das LS-Kabel direkt an das Trommelfell gelötet wird.
Selbst wenn der Gitarrist nur ganz zart, eher aus Versehen, eine Saite berührt, wird das wie selbstverständlich mit der Lupe analysiert und perfekt platziert. Diese Sezierung der Musik bedeutet aber nicht eine eiskalte und technisierte Darbietung. Sie geht einher mit einer hohen Musikalität, mit Schmelz und Facettenreichtum. Zarte Frauenstimmen werden teilweise fast filigran und zerbrechlich in die Ohren gehaucht.
Alle Feininformationen kommen mit einer beispiellosen Lässigkeit. Es wird nie anstrengend oder hinterlässt den Eindruck auf Effekthascherei. Der große Coax atmet völlig befreit von irgendwelchen Kompressionseigenschaften. Der Begriff Verfärbung kann komplett aus dem Vokabular gestrichen werden. Gäbe es nicht den MLS2 mit seiner Armada von LineSourceDrivern, wäre der neue große Coax Maß der Dinge.
Die Grobdynamik ist waffenscheinpflichtig. Wir haben die 711er richtig fliegen lassen und einige der PIEGA-Mitarbeiter schauten irritiert durch die Scheibe, was die "armen Irren" im Vorführraum freiwillig über sich ergehen lassen. Als Marius Müller-Westernhagen sein "S.exy" live im Hörraum unter Echtbedingungen spielte, griff ein PIEGA-Beschäftigter sogar zur Luftgitarre. Der "Feigling" blieb aber hinter der Scheibe
Einfach nur ge..l, Musik kann sooooo viel Spaß machen.
Zumindest dann, wenn im 300m²-Loft in 12 Metern Abstand kein AC/DC-Live-Pegel zwingend ist, wird jede Max-Pegelauslotung schlicht und ergreifend Körperverletzung. Dass selbst bei Mörderpegeln der LS rein gar nichts von seinen guten Manieren verlor, ist nur noch eine Randnotiz. Die Bässe prügelten gegen die Brust, die Snare kam wie ein Kinnhaken und Bläsereinsätze schnitten sich ins Fleisch.
Die allseits bekannte Größenordnung Coax 90.2 musste sich in allen Belangen der Coax 711 geschlagen geben, sogar in ihrer Spezial-Disziplin, der Homogenität. Die 711er setzt ein fettes Ausrufezeichen, nicht nur innerhalb der PIEGA-Welt.
Bei allen extrem kultivierten HighEnd-Eigenschaften - auch im Leisebetrieb - bleibt der Spaß nicht auf der Strecke. Die 711er beherrscht ihr Handwerk pegelunabhängig in allen Stil- und Spielrichtungen der Musik. Eben noch ein gehauchter Herzschmerz und sofort Umschalten auf "kopffreiblasendes" Rockkonzert. Sie kann alles mit einer fast erschreckenden Selbstverständlichkeit.
Der Mörderbass
Hochinteressant wirds dann auch noch im Bassbereich, weil mit dem MLS2 fast ein genetischer Zwilling vorhanden ist zumindest in den allerwichtigsten Eckdaten. Der Vergleich war mehr als verlockend, für mich fast zwingend. Aber puh: Bei diesen beiden überhaupt noch zu versuchen herauszufinden, wer besser oder schlechter ist, grenzt schon an Perversion. Dieser Vergleich lässt sich sowieso nur in besonderen Räumen durchführen und geht auch nicht so ohne Weiteres im AB-Vergleich.
Die 711er kommt knallhart und schnell wie ein Aufschlag im Teilchenbeschleuniger. Die Saiten vom Akustikbass knurren wie ein hungriger Wolf, die Bass-Drum schlägt wie eine Ramme. Die tiefen Töne auf dem Flügel kommen wie Vorhammerschläge auf Eisenbahngleise. Der MLS2 hört sich hier etwas normaler an, nicht ganz so knallig, so brutal hart. MLS2 lässt die Töne etwas länger schwingen. Aber großer Gott, was ist in dieser Leistungsklasse schon normal. Es ist legitim, an der Stelle sogar von einer geschmacksabhängigen Bassauslegung zu sprechen.
Wir hatten schon an verschiedenen Stellen im Forum erörtert, dass die Anordnung der Basschassis in Form einer Schallzeile Vorteile mit sich bringen kann, weil die Basswelle über eine längere Strecke angeregt wird. Obs daran liegt, ob evtl. sogar hier wieder Alu vs Holz ausschlaggebend ist oder ob es wieder einmal eine Kombination aus beiden ist ? Egal, die Coax 711 hat für meine Ohren den besseren Tiefbass!
Nach dem Besuch keimte in mir sogar die Frage auf, ob der MLS2 oder die Coax 711 das Paradepferd innerhalb der Produktpalette ist (den großen MLS mal außen vor gelassen). Der Idealfall wäre eine Kombination aus beiden. Der Bass aus der 711er und die Dipol-Line aus dem MLS2. Aus verschiedenen Gründen geht das aber nicht in einem Gehäuse und dann wären wir wieder beim 2-Gehäuse-Aufbau des großen MLS.
Meine ganz persönliche Empfehlung im Bruderkampf MLS2 vs Coax 711 lautet: Coax 711. Hauptargument: Sie ist deutlich preiswerter als der MLS2.
Auch wenn der Preis bei der 711er noch nicht in trockenen Tüchern ist, muss man beim MLS2 einfach nur die Chassis durchzählen, dazu die Akustiklinse, das große Gehäuse
Die klanglichen Einbußen im Vergleich sind nicht wirklich dramatisch, evtl. sogar geschmacksabhängig. Daher ist Einbuße bei der 711er nicht der richtige Begriff. Im Bassbereich sehe ich die 711er vorn, während der MLS2 mit seiner Dipol-Line in einer eigenen, einmaligen und faszinierenden Welt spielt. MLS2 setzt in Sachen Dynamik nochmals einen drauf, seine Line kommt noch schneller direkter, allerfeinste Impulse werden direkt ins Hirn geleitet ohne Umweg über das Trommelfell. Bei zu erwartenden Bläserattacken zuckt man schon zusammen, bevor das Signal auf den Schwingspulen ankommt. Man weiß genau, dass man gleich wieder eine Backpfeife bekommt. Das ist weltweit wirklich einmalig, wie die Line des MLS2 nuancenreich mit der Dynamik spielt.
Allerdings prallen auch die Systeme Direktstrahler/Dipol und das komplett andere Bündelungsverhalten durch die Line aufeinander. Von daher hinkt sowieso jeder Vergleich.
Auf menschliche Charakterzüge transferiert: Die Bühne, die Liveatmosphäre, die Illusion des Raumes, die unvergleichliche Leichtigkeit und der spielerische, ja fast verschwenderische Umgang mit der Dynamik das ist die Domäne des MLS2.
Das Messinstrument, der Musik-Analytiker und die Konzentration auf Mikrodetails - das ist die Coax 711. Und dann dieser Wahnsinnsbass .
Fakt ist, dass beide zur absoluten Weltelite gehören. Endlich kann ich Kurt und Daniel beim Spitzenmodell der Coax-Baureihe zublinzeln: "Jawoll, das ist es". Ab sofort bin ich ein Riesenfan der großen Coax.
Das Raumprofil: eher mittelgroß ab ~30 m², Hörabstand 2,5 - 5 Meter, PIEGA-typisch im Aufbaudreieck: 1 : 1,5
Die Coax 711 neben der Cox 90.2
Im Bruderkampf die Coax 711 und der MLS2
Zur Themenübersicht des Besuchs im Sept. 2016 mit den Links zu vielen Detailinfos
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