Bevor jetzt Fragen gestellt werden: Nein, es gibt noch nichts konkret Greifbares, keine Termine, keine Typen. Aber über kurz oder lang werden natürlich die neuen Chassis in die Serienfertigung einfließen. Kurt und Daniel renovieren die Coax- und Bass-Chassis ja nicht nur aus Langeweile
Es gibt einen Prototyp, der das gleiche Innenvolumen wie die bisherige 30er aufweist, aber natürlich mit den neuen Bässen aufgebaut ist. Kurt und Daniel wollen ja nicht herausfinden, wie sich die neuen Bässe in einem größeren Gehäuse verhalten, sondern wie die Bässe in einem vorhandenen Volumen arbeiten. Dabei sind die Chassis sogar noch fehl am Platz, da sie von ihren Parametern eigentlich ein etwas größeres Gehäuse benötigen. Es ist natürlich kein akademischer Wert, keine normierte Größe und nur ein rein subjektives Bauchgefühl . aber mit diesem Prototyp sind vielleicht 75 % der Möglichkeiten erreicht.
Mit dem Versuchsträger kam ein Prinzip des Bassreflexaufbaues zurück: kein BR-Tunnel, sondern Passivmembranen.
Passivmembranen? PIEGA-Kenner wissen es, das gab es schon einmal in der legendären C40.
Im Detail findet ihr zum BR-System hier im Forum viele Infos, daher nur kurz: Ein Bestandteil des BR-Systems ist der Reflexkanal. Dieser steht in seinen Dimensionen in einem bestimmten Verhältnis zum Innenvolumen und den verwendeten Tiefton-Chassis. Anstelle der Luftmasse kann aber auch eine (oder mehrere) passive Membran(en) eingesetzt werden. Passivmembranen haben ein paar interessante Vorzüge:
- Die Membran erzeugt keine Geräusche, die durch die schwingende Kanal-Luftsäule entstehen könnten, vor allem bei größerem Pegel.
- Durch die Einflussnahme auf die Federsteifigkeit (Rückstellkräfte) gibt es einen weiteren Parameter zur Feinabstimmung.
- Es wäre machbar, dass zwei leicht unterschiedliche Membranen eingesetzt werden, die die Bandbreite der Tuningfrequenz erweitern.
- Ein anderer Vorteil ist die flächenmäßig längere Anregung der Basswelle durch die vielen Membranen, was wiederum zur Reduzierung von Raummoden dienen kann.
Nachteil: Preis und Platzbedarf
Leider war der neue kleine Coax noch nicht fertig, so dass der bekannte Coax eingebaut wurde.
Im Kern steht hier also ein 30er-Volumen mit 2 neuen Basschassis, 2 Passivmembranen und dem kleinen Coax. Das hat natürlich rein gar nichts mehr mit der alten 30.2 gemeinsam. Hier steht tatsächlich eine komplette Neukonstruktion, bei der nur noch das Innenvolumen identisch ist. Trotz des ersten Prototypen-Stadiums und dem nicht ganz optimalen Gehäusevolumen mussten die MOMs zeigen, was in ihnen steckt.
Zum Vergleich musste natürlich die 30.2 ihren Kopf hinhalten. Denn auch mein Interesse galt natürlich der Unterscheidung durch die neuen Chassis. Über die 30.2 muss nichts gesagt werden. Sie ist das, was man als best buy bezeichnet. Relativ klein aber mit großem Klang und einer meiner Lieblinge im Programm. Natürlich fingen wir mit der 30er an, ganz einfach, weil ich sie gut kenne und somit eine erste Standortbestimmung habe.
Kurt, die 30er ist ein toller LS, da muss man nichts verändern, war mein erster Kommentar. aber wenn ich schon mal hier bin .
Ich habe mich beim Vergleich auf den Bassbereich konzentriert, was sollen wir über den vorhandenen und bekannten Coax groß schreiben, zumal er auch noch in einem Holzgehäuse steckt.
Die 30er geht tief, sie bringt ein herrliches Knarzgeräusch beim Akustikbass, ist schnell und knackig, ohne smearing.
dachte ich jedenfalls. Mit blieb die Luft weg, als der Proto ins Spiel kam. SUBJEKTIV ging die 30er tiefer, wie gesagt SUBJEKTIV. Denn der Proto ging mit deutlich höherer Präzision und besserer Impulsverarbeitung zur Sache, so dass die 30.2 erkennen ließ, dass sie ihren beiden Membranen etwas mehr Luft für Eigeninterpretation ermöglichte. Der Bass wirkte dadurch etwas weicher, was für viele Hörer gleichbedeutend mit etwas substanzieller ist. Aber es ist eher eine akustische Täuschung als die Realität.
Der Versuchsträger wirkte im ersten Augenblick etwas schlanker, kam aber mit aberwitziger Geschwindigkeit. Ein Vergleich aus dem Kampfsport: Die 30er war eher ein Sumoringer, der dich schiebt, der Proto ein blitzschneller Boxer. Basssaiten knallten auf dem Proto los, die über die 30er eher brummten.
Hier zeigt sich die Bestätigung, wie enorm wichtig die Transienten sind und eine wesentlich größere Bedeutung haben als der idealisierte Amplitudengang. Nicht falsch verstehen, Proto und die 30.2 sind lineare LS und auf dem Messschrieb unterscheiden sie sich kaum. Das ist natürlich für die Anhänger eines schnurgeraden Frequenzgangs schwer zu verdauen, wird das doch als Zeichen hoher Neutralität eingestuft. Und trotz des fast identischen Messschriebes waren das zwei komplett andere Systeme. Denn natürlich hatte der Proto den Tiefgang der 30.2, nur eben schneller und somit schlackefreier. Dass beide Speaker böse runtergehen können, beweist Joss Stone mit Sleep Like A Child. Da ist über beide Boxen eine Ganzkörpermassage integriert, aber über den Proto sind viel mehr Infos enthalten.
Was dieser Proto von sich gab, war eine Klasse für sich. Bezogen auf die Größe fällt mir jetzt im Passivlager kein LS ein, der über eine ähnliche Bassperformance verfügt. Es gibt sicherlich LS, die tiefer gehen ODER lauter spielen ODER mehr Eindruck schinden Aber in dieser Tiefe UND dieser Qualität UND Neutralität fällt mir kein anderer LS in dieser Baugröße ein.
Im Vergleich zur 30.2 legt der Proto in allen Bass-Belangen deutlich zu. Er verfügt tatsächlich über die Basspower der 70er - bei enormer Qualität. Das sogar im nicht optimalen Gehäusevolumen. Mit einem optimalen Alugehäuse dürfte die Gesamtqualität noch weiter steigen, so dass insgesamt gesehen eine Bassklasse übersprungen wird. Der nackte Wahnsinn, was dann eine Box in der Größe der 90er und dem großen Coax erreichen könnte.
Die Zukunft wird sehr spannend.
Aber nochmals in aller Deutlichkeit: Es wird sicherlich Neuerungen im Programm geben, das dauert aber noch seine Zeit. Ob eine neue 30er so ungefähr daher kommt wie der Prototyp, ist völlig offen. Auch, ob oder wann es größere oder kleinere Modelle gibt, ist noch nicht abschließend entschieden. Die Fangemeinde muss sich leider noch etwas in Geduld üben.
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