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Nachhallzeit - Absorber

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    Nachhallzeit - Absorber

    Über eine PN bekam ich eine Anfrage zum Thema Nachhall, Absorber usw. Aber da ich vermute, dass das Thema für viele Interessant sein dürfte.....

    Im normalen „Hör-/Wohn-Kombizimmer“ kämpft man grundsätzlich mit zwei großen Problembereichen. Im Bass sind’s in erster Linie die Raummoden, im Hoch-Mitteltonbereich die Nachhallzeit. Technisch gesehen sind's beide zu lange Nachhallzeiten.

    Ganz kurz vorweg. Die Wellenlänge ist abhängig von der Frequenz und wird berechnet: Schallgeschwindigkeit (343 Meter/s)/Frequenz. Beispiel: Bei 50 Hz beträgt die Wellenlänge 6,86 Meter. Bei 10.000 Hz sind’s nur 3,43 cm. Wir benötigen diese Daten für einen ganz groben Überschlag bei der Berechnung zum Absorber

    Die Raummoden durch den Bass sind auf Grund der Wellenlänge stark abhängig von der Raumgröße und dem Grundriss. Weiterhin können die Wand-/ und Bodenbeschaffenheit der Bausubstanz starken Einfluss nehmen. So verhalten sich Rigipswände völlig anders als Betonwände. Rigipswände können manchmal wie große Plattenschwinger wirken und den Bass stark bedämpfen. Betonwände geben nun mal nicht nach und werfen den Schall „ungebremst“ in den Raum zurück. Wer will, kann mal mit dem Kopf gegen eine Rigipswand und danach gegen eine Betonwand hauen

    Förderlich hingegen sind nur wenige parallele Wände. Wer z. B. ein fünfeckiges Zimmer hat, ist auf der glücklichen Seite der Basswiedergabe. Aber das Thema Raummoden wurde hier im Forum schon oft behandelt, daher der Hinweis auf den „Suche-Knopf“

    Hochwissenschaftlich wird empfohlen, dass der ideale HiFi-Hörraum eine Nachhallzeit von 0,3 – 0,5 Sekunden besitzt (je nach Informationsquelle). Das bedeutet, dass der von den Wänden reflektierte Schall am Hörplatz nach dieser Zeit um mindestens 60 dB abgeschwächt sein muss. Daher auch die scheinbare Verschlechterung der Akustik bei hohen Lautstärken. Wenn man natürlich AC/DC bei 110 dB hört, kommen immer noch 50 dB an reflektierten Schallwellen am Hörplatz an. Hört man mit 70 - 80 dB, also der üblichen HiFi-Lautstärke, gehen die reflektierten Wellen im Hintergrundgeräusch einer normalen Wohnung unter.

    Einschränkend muss ich sagen, dass das Nachfolgende nicht hochwissenschaftlich ist, und sicherlich nicht für ein professionelles Studio reicht. Aber im Heimgebrauch lassen sich tatsächlich deutliche Verbesserungen erzielen. Das alles auch noch für kleines Geld, handwerkliches Geschick aber vorausgesetzt.

    Da über die Probleme im Bassbereich hier im Forum schon sehr viel geschrieben wurde, betrachten wir uns mal die Lösungsansätze im Hoch-Mitteltonbereich.

    Moderne (leere) Wohnlandschaften neigen zur akustischen Härte durch lange Nachhallzeiten. In der Folge wirken LS spröde und hart, außerdem leidet die räumliche Abbildung. Abhilfe schaffen zwei Formen der Schallbeeinflussung. Absorber und Diffusoren. Während der Absorber den Schall wirklich absorbiert, zerstreut der Diffuser den Schall. Vom Prinzip her kann ein Setzkasten mit der Schlumpfsammlung als Diffusor eingesetzt werden. Aber auch ein locker gefülltes Bücherregal, wo die Bücher nicht in perfekter Ordnung stehen, wirkt wie ein Diffusor. Ist das Bücherregal auch noch hinter dem Hörplatz, muss man das als fast optimal bezeichnen. Außerdem lässt es sich in der Wirkung sehr einfach beeinflussen. Einfach ein paar Bücher raus-/reinstellen. Im Profibereich werden dazu bestimmte geometrische Körper verwendet, also z. B. eine Wand aus kleinen Halbkugeln oder Prismen. Also alle Formen, die den Schall diffus reflektieren können.

    Der Absorber ist schon etwas arbeitsintensiver. Alle Absorber funktionieren nach dem Prinzip, dass Schallenergie in Wärme gewandelt wird. In Teil 3 meiner Subwoofererfahrung sieht man den Deckenabsorber. Das ist nichts weiter als ein Holzrahmen, der mit Rollenwolle ausgefüllt ist. Den Rahmen mit Deckenfarbe angestrichen, darüber ein Stoff – fertig. Der Absorber sollte im Bereich der Hörzone, an großen Seitenwänden und an der Rückwand sein, um das beste Ergebnis zu erzielen. Aber vorsichtig, auf keinen Fall den Raum überdämpfen. Beim Ausfüllen des Rahmens mit Rollenwolle oder Steinwolle kann man während der Bauphase die Wirkung mit dem „Klatschtest“ und einem laut geführten Gespräch kontrollieren.

    Und jetzt wieder die Physik. Da der Deckenrahmen ca. 10 cm hoch ist, werden Frequenzen ab 10 cm Wellenlänge = 3430 Hz absorbiert. Die Schallwelle wird aber an der Innenwand refelktiert und geht die gleiche Strecke nochmal zurück, so dass wir den Wert halbieren können. Das ist nicht wissenschaftlich genau, aber für'n ganz groben Überschlag reicht's. An der größten Wand befindet sich ein Absorber mit ungefähr 2 cm Stärke, darüber ein Bild. Der Wirkungsgrad wird durch die Fläche bestimmt. Je größer, desto stärker wirkt er. Allerdings ist man ja nicht gezwungen, den kompletten Rahmen auszufüllen. So kann man also über die Dicke des Polstermaterials und der ausgepolsterten Fläche starken Einfluss auf die Wirksamkeit nehmen. Jetzt wird auch klar, warum Teppiche und Gardinen fast nur im Hochtonbereich wirken können, sie sind einfach nicht dick genug.

    Optisch fällt unser Deckenabsorber fast nicht auf, viele Gäste bemerken das Ding nicht einmal. Akustisch wirkt er Wunder. Keine hallige Atmosphäre, die Sprachverständlichkeit bei Unterhaltungen wurde deutlich verbessert... ach ja, und die C40 freut sich auch. Kosten: deutlich weniger als eine Kimber-Verkabelung J

    Oftmals kann man im normalen Wohnraum jetzt schon eine deutliche Veränderung auch im Bass feststellen. Das kommt aber eher durch die veränderte tonale Balance, da wir ja den Bereich ab ~ 3000 Hz bedämpft und so natürlich die Höhenwiedergabe deutlich entschärft haben.

    Von vielen Akustikern werden Absorber im Tiefbassbereich mit Skepsis betrachtet, halt wegen der Wellenlänge und der daraus resultierenden Dicke des Absorbers. Trotzdem gibt es Absorber im Bassbereich, nämlich die sog. Kantenabsorber. Diese machen sich die Eigenschaft zu nutze, dass die Basswelle sich in der Raumecke verstärkt (gaaaanz einfach ausgedrückt). Die bekanntesten Fertigprodukte dieser Gattung sind sicherlich die Fast-Absorber, die aus einem speziellen Schaumstoff bestehen und in den Raumecken platziert werden. Vorteil bei den Dingern: Sie sind sehr leicht, so dass man sie zum Probieren schnell umhertragen kann. Natürlich könnte man sich einen Kantenabsorber auch selbst bauen. Dazu wird eine Eckkonstruktion gebaut, die mit Steinwolle/Rollenwolle aufgefüllt wird, Stoffverkleidung rüber – fertig. Die Abstimmung erfolgt im Verfahren der beiden englischen Physiker „try and error“.

    Eine andere Art bilden die Helmholtzresonatoren oder die Plattenschwinger. Im Bassbereich muss natürlich noch der Subwoofer mit seinen Spielarten (SBA/DBA) genannt werden. Aber dazu wurde hier im Forum auch schon einiges geschrieben.

    Entscheidend bei allen aufgezeigten Möglichkeiten ist, dass die Schallwelle nur bedämpft in den Hörraum zurückgeworfen oder per Diffusor zerstreut wird. Aber aus allen Möglichkeiten müssten sich eigentlich für alle Wohnverhältnisse Lösungen ergeben, die oftmals deutlich billiger sind, als der übliche Zubehörkram.
    Zuletzt geändert von nk; 28.05.2009, 12:50.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    Nachteil der genannte Kanten Absorber:
    Sie tragen optisch schon ziemlich dick auf...

    Ciao, Harald

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      #3
      Hi Norbert

      Einmal mehr Danke für den überaus profunden und sehr informativen Beitrag. Sollten wir einmal in der luxuriösen Situation sein, den Forums-Bereich ausbauen zu können, wüsste ich heute schon, wen ich als master-of-head (also als geköpfte Birne) gerne hätte.....

      Nein, im Ernst, hier an dieser Stelle mal offiziell meinen aufrichtigen Dank für Deine vielen und sehr fundierten Beiträge. Höchst elegant finde ich auch, dass Du zuweilen Deine Grenzen auch offen aufzeigst und vor allem ehrlich bist. Dafür einfach nur danke und meine tiefe Verbeugung.

      Naturgemäss ist es so, dass die meisten Forumsbesucher dann aktiv sind, wenn irgendwelche Fragen akut sind, was meist vor einer Kaufentscheidung der Fall ist.

      Deshalb finde ich das Forum gerade für diese Besucher sehr wichtig, da sie darin kompetente Auskunft von erfahrenen (ich möchte jetzt da keine Namen nennen) HiFi-Enthusiasten finden und es soll auch der Raum da sein um die Namen von Konkurrenzprodukten auszusprechen. – Zu was anderem sollte ich dem einem Jazz-Freak raten, der ausschliesslich Bläser-Sounds, möglichst doppelt so laut als original, hört, als zu einem legendären Klipschorn, falls er noch soziale Kontakte bewältigen muss, käme auch noch eine Hersey in Frage......

      Liebe Freunde Ihr wisst schon was ich meine und dafür einfach mal Danke. Es ist sehr schön, dass unser (zwar kleines) Forum auf einem derart angenehmen Niveau funktioniert. Ich bin privat auch noch in anderen Foren unterwegs (Fotographie) und da kotzt mich ehrlich gesagt der Umgangston dermassen an, dass ich mich verabschiede. – Nein, zeigt weiterhin die Grösse, welche ihr mit der sorgsamen Auswahl eures HiFi-Equipements gezeigt habt. Es stärkt uns alle bei dem Unternehmen PIEGA in unserer täglichen Arbeit, zu wissen für wen wir das tun. Im Namen aller Mitarbeiter: Danke

      Liebe Grüsse
      Kurt

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        #4
        Dem Gesagten möchte ich mich anschließen. Ich als Neuling fühle mich hier gut aufgehoben und der Norbert ist schon was ganz Besonderes!:p

        Gruß Kai
        Der sich an seiner aktiven TC 70 X "wärmt"

        Kommentar


          #5
          jep - auch von mir...

          "Vielen Dank für die lehrreichen und interessant geschriebenen Beiträge"



          (Da ich hin und wieder auch schreibe, weiss ich, dass es durchaus Zeit und Können braucht um einen Textinhalt verständlich und angenehm lesbar rüberzubringen)

          Gruss Andy
          werde mit aktiven Piega C8 Ltd und einem "P Sub 1 Mk2" verwöhnt...

          Kommentar


            #6
            Ja, ja unser Norbert der kann es!

            Vielen Dank!!!
            Viele Grüße,

            Heinrich

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              #7
              :oops:

              Man Leute, übertreibt mal nicht.


              @Kurt
              .....................
              Höchst elegant finde ich auch, dass Du zuweilen Deine Grenzen auch offen aufzeigst
              ....................

              Es ist immer gut die eigenen Grenzen zu kennen. Auf dem Motorrad oder beim Tauchen ist das zur Erhaltung der eigenen Art schon wichtig.

              Aber ich kann ja wohl auch Deinen Worten entnehmen, dass die Schließung des Forums nun kein ernsthaftes Thema mehr ist. Die paar Verwirrten aus dem September haben wir vertrieben. Und dafür meinen Dank, denn es ist immerhin ein beachtlicher Aufwand des Forumsbetreibers erforderlich, der mit Zeit und auch Geld dieses Engagement bezahlt.

              Ich weiß auch, dass im Piega-Forum viele Leute mitlesen die keine Piega besitzen und sich vielleicht auch keine leisten können, weil sie hier viel über die Gesamtmaterie (voodoofreies) HiFi erfahren. Auch deshalb, weil sich der Chefentwickler (und somit ein Teil der Firmenleitung) nicht zu schade ist, direkt zu antworten. Und weil man vielleicht interpretieren könnte, dass der Besitz einer Piega eine gewisse Ruhe und Zufriedenheit austrahlt, was sich im Umgangston auswirkt.

              ....an irgendetwas muss es doch liegen, dass in "Konkurrenzforen" ständig Mord und Totschlag in der Luft liegen.

              In diesem Sinne....weiter so.
              Norbert,
              der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                #8
                auch ich muss sagen, dass dieses bzgl. Umgangston mein bevorzugtes Forum ist. Außerdem hab ich noch nirgends anders soviel gelernt:
                Norberts Beiträge versetzen mich immer wieder ins Staunen und die direkte Unterstützung vom Kurt als Chef himself sind wohl auch einzigartig!

                Danke!

                Das Forum macht einfach genauso viel Spass wie die Lautsprecher ;-)

                Ciao; Harald

                Kommentar


                  #9
                  Zitat von nk Beitrag anzeigen
                  :

                  Ich weiß auch, dass im Piega-Forum viele Leute mitlesen die keine Piega besitzen und sich vielleicht auch keine leisten können, weil sie hier viel über die Gesamtmaterie (voodoofreies) HiFi erfahren.
                  man kann auch sagen, dass ein gutes Forum heutzutage eine moderne Form der Mund-zu-Mund Werbung ist... somit kann der Aufwand für ein einigermassen gut frequentiertes Forum als preiswerte Werbung verbucht werden...

                  nebenbei: auch ich kenne andere Foren mit aggressiverem Grundton... (um es mal vorsichtig auszudrücken)

                  Gruss Andy
                  werde mit aktiven Piega C8 Ltd und einem "P Sub 1 Mk2" verwöhnt...

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                    #10
                    Hallo andy,

                    na ja, ganz so einfach mit der Werbung ist es doch nicht. Immerhin geht ja auch die Unternehmensführung das "Risiko" ein, dass auch mal sehr kritisches zum Produkt geschrieben wird. Sofern die Kritik berechtigt ist und in einem vernünftigen Tonfall erfolgt, vermute ich mal, wird sich Piega dieser Kritik auch stellen (müssen). Gerade weil viele andere HiFi-Foren vorhanden sind, wäre das wieder eine äußerst schlechte Werbung, wenn auf berechtigte Kritik seitens der Forumsleitung falsch reagiert wird. Ich kann mir vorstellen, dass zum Beispiel der Verbreiter der "China-Theorie" auf solch eine Gelegenheit wartet.

                    Schaue Dir mal die Herstellerforen oder die Foren, die von den Herstellern zumindest geduldet werden, an. Das sind alles Hersteller, die im Allgemeinen durch einen hohen Standard ihrer Produkte bekannt wurden und entsprechend selbtbewusst auftreten können. Nikon, Canon, Leica lesen sehr genau in den Foren, wo die Kritikpunkte an ihren Produkten sind und reagieren auch - in der Regel übrigens sehr kundenfreundlich. Kein Hersteller des gehobenen Segmentes kann sich Ignoranz gegenüber dem Kunden leisten. Ein (sinngemäßes) Zitat auf der Leica-Homepage lautet: Das Forum dient als direkte Schnittstelle zwischen dem Kunden und dem Hersteller.

                    Im BMW-Boxer Forum wird oftmals sehr direkt auf "Schwachstellen" hingewiesen. Zuletzt bei den ABS-Problemen, die dann sogar in der Presse aufgegriffen wurden und BMW zum Handeln zwangen. Für so ein riesiges Unternehmen wäre es wahrscheinlich ein Leichtes gewesen, das Boxer-Forum zu schließen oder zumindest zu torpedieren. Aber wie hätte dann die Kritik an BMW ausgesehen?

                    Das Problem ist in Foren halt immer, dass penetrante "Berufsnörgler" den konstruktiven Kritikern in die Suppe spucken. Vielleicht (hoffentlich) ist unser kleines, "elitäres" Forum einiger Hardcorefans auch gar nicht die Zielgruppe von destruktiven "Fachleuten".

                    Ich jedenfalls kann bestens damit leben, dass sich diese Leute woanders "abreagieren".
                    Zuletzt geändert von nk; 09.12.2006, 22:09.
                    Norbert,
                    der NUR den eigenen Ohren vertraut

                    Kommentar


                      #11
                      hi norbert

                      klar ist es nicht ganz so einfach - aber wie du schon selbst gesagt hast, werden firmeneigene foren nur von jenen firmen unterhalten, die auch entsprechend gute produkte haben...
                      es ist also auch schon ein zeichen von qualität, wenn es ein firmenforum gibt - als kunde muss man nun nur noch herausfinden, ob es ein zensuriertes forum ist, oder ob es ehrlich geführt wird... im zweiten falle steigt doch sofort das vertrauen in firma und produkte, und somit ist das ziel erreicht...
                      heutzutage gehört so was schon fast zur standardausrüstung einer innovativen firma...

                      das alles ist natürlich schon noch ein bisschen generell ausgedrückt und muss im einzelfalle vom zukünftigen kunden auch genau studiert werden...

                      gruss andy
                      werde mit aktiven Piega C8 Ltd und einem "P Sub 1 Mk2" verwöhnt...

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                        #12
                        Noch’n Nachtrag zum Ausgangsbeitrag. Oftmals liest man ja über die Begriffe Echo, Flatterechos und Nachhall. Technisch gesehen ist das alles eins, es sind nämlich auch nur reflektierte Schallwellen. Sie unterscheiden sich lediglich in der „Anzahl“ der Reflexionen und in ihrer Dauer des Pegelabfall. Ab und zu stößt man auch auf den Begriff „Schallausschwingzeit“. Um sich das einfacher vor Augen zu halten, kann man sich einen Klickimpuls vorstellen (Händeklatschen geht auch).


                        Flatterechos
                        entstehen wenn Schallwellen zwischen zwei großen, flachen und parallelen Wänden (oder Decke-Fußboden) mehrfach hin und her laufen. Nehmen wir uns mal den „Klick-Impuls“, würden wir bei Flatterechos diesen einmalig ausgelösten Impuls mehrmals hören. Dabei werden die folgenden „Klicks“ immer leiser. Im normalen Wohnraum, wo auch mal ein Regal, ein Schrank usw. steht und sich der Schall bricht, ist das eher selten.

                        Echo
                        ist halt eine „abgeschwächte“ Form des Flatterechos. Vereinfacht ausgedrückt hören wir hier nur einmal den „Klick“ in reflektierter Form. Das kann in modernen Wohnlandschaften schon passieren.

                        Nachhall
                        ist auch ein Echo. Aber wir müssen jetzt mal den Kopf von den „Klicks“ befreien. Der Klickimpuls ist ja nicht unser bevorzugtes Musikstück. Nehmen wir mal an, ein Geiger streicht mit dem Bogen einen längeren Ton an. Bevor der Geiger den Bogen absetzt, kommen bereits die reflektierten Schallwellen am Ohr an. Wie haben also eine Vermischung zwischen dem Direktschall und dem reflektiertem Schall. Der Originalton wird praktisch „langgezogen“.

                        In der Praxis unterscheiden sich also Echo, Flatterecho und Nachhall also nur in der Abklingzeit und der Intensität (Lautstärke) und sie lassen sich nicht immer klar unterscheiden.

                        Bevor sich jetzt einige an den Wand-/Deckenabsorber machen, kann man die Wirkung im Vorfeld so ungefähr und grob einschätzen. Einfach mal jede Menge Kissen und Decken im Zimmer verteilen. Kleiner Tipp: Vielleicht hat noch jemand eine alte Dia-Leinwand. Einfach aufstellen, ein paar Decken rüberwerfen und mit dem Standort experementieren. Und dann staunen, wie sich das Hörergebnis verändert. Ja selbst großblättrige Pflanzen können als Diffusoren eingesetzt werden.

                        Übrigens, häufig sieht man in den alten Opernhäusern die vielen Verzierungen an den Wänden, überall Stuck usw. Das sind auch Diffusoren!!!

                        Da wir ja jetzt wissen, dass all diese „Erscheinungen“ von der Wellenlänge (Frequenz), vom Grundriss, den verwendeten Materialien, der Raumgröße, der Einrichtung, ja sogar von der Anzahl der vorhandenen Personen abhängig ist, sollte man sich von der Vorstellung des „idealen“ Hörzimmer befreien. Die besten Tonstudios der Welt entstehen bereits beim Architekten auf dem Zeichenbrett und werden in der Bauphase immer wieder durchgemessen. Dort kommt es nicht nur auf die Nachhallzeit an, diese Nachhallzeit muss über den gesamten Frequenzbereich gleichmäßig sein. Im Heimbereich ist das alles (fast) nicht möglich.

                        Selbst im komplett reglementiertem Europa gibt es keine Normen für Nachhallzeiten in bestimmten Räumen. Nur Empfehlungen und Erfahrungen.

                        Norbert,
                        der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                          #13
                          Absorber klingt für viele wie ein hässliches Ding aus dem Studio. Das muss aber nicht unbedingt sein. Dummerweise gilt aber in diesem Bereich „viel hilft viel“. Ein Absorber der kaum größer als eine CD ist, hat eine Wirkung von 0. Daher muss je nach Grundriss, Wohnstil, FAF usw. bei den meisten ein Kompromiss eingegangen werden.

                          Da ich in der Vergangenheit immer wieder gefragt wurde, ob so ein Deckenabsorber wirklich was bringt, müssen wir uns die Theorie des Absorbers mal etwas genauer ansehen.

                          Weil es in dem Zusammenhang sehr wichtig ist, hier noch einmal die Formeln für die Berechnung der Wellenlänge und Frequenz:
                          • Wellenlänge in Meter = Schallgeschwindigkeit/Frequenz
                          • Frequenz = Schallgeschwindigkeit /Wellenlänge in Meter
                          • Schallgeschwindigkeit: 343 (Meter/Sekunde bei 20 Grad)
                          (Anm: Die Schallgeschwindigkeit ist abhängig von der Lufttemperatur, so dass es gelegentlich abweichende Angaben gibt)

                          An anderer Stelle schrieb ich einmal, dass bei einer Dicke des Polstermaterials von 10 cm Frequenzen ab ~3430 Hz bedämpft werden. Nun, das ist leider nur die halbe Wahrheit. Für einen groben Überschlag und schnellem Kopfrechen ist es auch richtig und ist auch ein „Mindestwert“ der gilt. Denn eins ist klar: Wellenlängen die genau so lang sind wie der Absorber dick ist, werden immer absorbiert. Streng genommen reflektiert eine Schallwelle aber auch wieder von der hinter dem Polstermaterial liegenden Wand und „geht“ noch einmal durch den Absorber. Das heißt, eigentlich gilt sogar die doppelte Schallwelle = 20 cm im Beispiel. Außerdem treffen die Schallwellen meistens „schräg“ auf den Absorber, so dass sich der Weg der Schallwelle durch das Absorbermaterial verlängert. Die Angelegenheit ist aber noch komplizierter:

                          Der Absorber hat dann seine größte Wirkung, wenn er im Bereich der maximalen Schallschnelle ist. Die max. Schallschnelle ist immer ¼ der Wellenlänge VOR der Wand.

                          Berechnungsbeispiel:
                          Bei 4300 Hz ist die Wellenlänge ~8 cm. Schallgeschwindigkeit/Frequenz: 343/4300=~0,08 (Meter)
                          8 cm/4 = 2 cm VOR der Wand hätte der Absorber seine optimale Wirkung bei ~4300 Hz.

                          Ein dicker Wandstoff oder eine dicke Gardine die wellenförmig mit einem Abstand zu Wand fallen, können ganz gut wirken. Warum „wellenförmig“? Ein Absorber in einem festen Abstand vor der Wand ist nicht gleichmäßig gut. Die Schallschnelle ist immer ¼ der Wellenlänge vor der Wand. Da sich der Abstand zur Wand mit der Frequenz laufend ändern müsste, gibt es bei einem gleichmäßigen Wandabstand einen „welligen“ Absorbierungsgrad

                          Absorber mit (dahinter liegendem) Luftpolster sind aber im Wohnumfeld eigentlich eher selten, abgesehen einmal vom Vorhang. Das Absorbermaterial wird in der Regel direkt an der Wand befestigt. Es gibt aber eine „ganz grobe Ungefährregel“ wie der Absorber direkt an der Wand berechnet werden kann, in dem Fall geht die Lektüre von 1/8 der Wellenlänge aus (Einsatz ab ~80% Wirkungsgrad, langsam ansteigend):

                          Einsatzfrequenz größer als x Hz: Schallgeschwindigkeit / (8 * Materialdicke in Meter)

                          Beispiele:
                          Wandabsorber, 10 cm dick: 343 / (8 * 0,1 Meter) = ~429 Hz.
                          Wandabsorber, 6 cm dick: 343 / (8 * 0,06) = ~715 Hz
                          Wandabsorber, 1 cm dick: 343 / (8 * 0,01) = ~4290 Hz

                          Demnach setzt der Deckenabsorber mit seiner Dicke von 10 cm so ungefähr ab 430 Hz mit ~80% Wirkungsgrad ein. Die Absorbierungseigenschaft ist auch vom Absorbermaterial abhängig, so dass sich der Wirkungsgrad verschieben kann (siehe weiter unten die Links mit Diagrammen). Wie stark sich der Absorber in seiner Gesamtheit auf die Akustik auswirkt, hängt neben seinen Materialeigenschaften und Dicke auch maßgeblich von seiner Fläche und Position ab. Anhand der Beispiele sieht man auch, dass im Hochtonbereich gar nicht so viel „Materialaufwand“ nötig ist. In den meisten Fällen sorgt der Teppichboden für eine ordentliche Hochtonbedämpfung. Dazu viele (Stoff)Polstermöbel und größere dicke Vorhänge und wir kommen sogar in die Gefahrenzone der Hochton-Überdämpfung.

                          Unser Hauptaugenmerk sollte daher im „mittleren Bereich“ liegen, weil hier auch sehr viel an wichtiger „Information“ ist, denken wir nur an die Sprachverständlichkeit. Wir erkennen auch, dass es nicht so sehr darauf ankommt, sich nur um den Hochtonbereich zu kümmern, wir dürfen auf keinen Fall eine gleichmäßige Absorbierung außer Acht lassen. Denkt also beim Bau eines Absorbers immer an den Klatschtest und an ein etwas lauter geführtes Gespräch.


                          Der Eigenbauabsorber

                          Achtung: Die Berechnungsbeispiele zur Wirksamkeit gelten nur, wenn die Verkleidung des Absorbers 100% Schall durchlässt.

                          Hier liegt also eine kleine Falle im Verkleidungsstoff.

                          Als Wandabsorber dienen in unserem Zimmer ganz normale Bilder. Dadurch ist eigentlich für jeden Geschmack, für jedes Wohnumfeld und für jeden Geldbeutel etwas zu finden. Das einzige worauf man bei der Bildauswahl achten sollte ist eine schalldurchlässige Leinwand. Zur Begutachtung vor einem LS halten oder einfach versuchen durchzublasen. Dabei gilt:
                          • Je mehr Luft wir durch die Leinwand blasen können, desto wirksamer das Absorbermaterial.
                          • Je weniger Luft wir durchblasen können, desto mehr werden die Hochtonanteile reflektiert (also wirkungslos) und nur noch die langwelligen Frequenzen „gehen durch“.
                          Je nach Durchlässigkeit gibt es eine Verschiebung vom Hochton- zum Mitteltonabsorber, ja bis hin zum Tiefenabsorber, was ja nicht unbedingt schlecht sein muss. Wie stark die Verschiebung Richtung Mitteltonabsorber erfolgt, können wir Hobby-Heimwerker kaum im Vorfeld absehen, geschweige denn berechnen. Try & error. Es gibt übrigens für diese Art der Absorber den Fachbegriff „Folienabsorber“ (siehe auch unten in den weiterführenden Links).

                          Da wir in unserem Zimmer über einen sehr „flauschigen“ Teppichboden verfügen und der Deckenabsorber sehr wirkungsvoll ist, konnten die Wandabsorber eher Richtung „Mittelton“ ausgelegt werden, also etwas weniger schalldurchlässig. Der praktische Aufbau ist recht einfach. Der Bilderrahmen wird von hinten mit Dämmmaterial aufgefüllt. Damit das Material leicht fixiert ist, wird es am Bilderrand ein klein wenig angetackert. Von der Fläche her gilt: „viel hilft viel“. In „Darstellung eurer Lieblinge“ findet ihr auch den grundsätzlichen Aufbau von zwei Deckenabsorbern.

                          Absorber haben dann ihre beste Position, wenn anstelle des Absorbers ein Spiegel ist und man vom Hörplatz aus die LS im Spiegel sieht. An dieser Stelle werden frühe Reflexionen vom LS am wirkungsvollsten absorbiert. Leider lässt sich der optimale Standort der Absorber nur selten umsetzen. Türen, Fenster und übrige Einrichtungen werden dies meistens verhindern. Kompromisse müssen also eingegangen werden.

                          Die Materialkosten für Absorber sind gering. Viele haben sogar noch Steinwolle im Keller zu liegen. Schwer zu kalkulieren sind natürlich die Bilder oder andere Verkleidungen. Insgesamt gesehen können aber mit 400 – 500 Euro tolle Ergebnisse erzielt werden, sowohl was das akustische als auch das Wohnambiente angeht.

                          Vor den Fenstern hängen bei uns Vertikallamellen aus Velours. Da sie für Bildschirmarbeitsplätze geeignet sind, verdunkeln sie recht deutlich, verhindern eine starke Aufheizung im Sommer durch die Sonneneinstrahlung und wirken durch das Velours überaus wohnlich. Sie sind relativ „durchpustdicht“, das heißt, sie reflektieren den Mittel-Hochton. Durch die Verstellmöglichkeiten der Lamellen entsteht eine Art Diffusor. Keine gewaltige Wirkung, aber merkbar.

                          Alle Maßnahmen in unserem doch recht spärlich eingerichtetem Wohn-/Hörzimmer ergaben Nachhallzeiten, die bei

                          < 100 Hz = <0,7 Sekunden,
                          >~200 - ~500 Hz = ~0,4 Sekunden,
                          >~500 - ~10.000 Hz = ~0,3 Sekunden liegen


                          Nicht vergessen: Auf keinen Fall übertreiben und kubikmeterweise Steinwolle ins Zimmer packen. Insbesondere wenn bei der Renovierung noch keine Möbel stehen oder Teppichboden verlegt ist, ist die Gefahr der Hochton-Überdämpfung beim Bau der Absorber sehr groß. Der Raum wirkt zu trocken, die Brillanz im Hochtonbereich kann verloren gehen. Der Klang kann „muffig“ werden.


                          Sonstige Links mit vielen Infos, Tabellen und Beispielen

                          Rechner für Wellenlänge und Frequenz
                          Im Thema Bassbereich geht’s hier weiter.
                          Eine Abhandlung über das ganze Thema Raumakustik
                          Eine Menge über die verschiedenen Absorbertypen mit Diagrammen
                          Akustik-Schaumstoffe in verschiedenen Stärken


                          Aber bedenkt, dass die in den Beispielen aufgeführten Musterräume in der Realität kaum umsetzbar sind. Dachschrägen, Fenster, Türen, kleine Nischen und natürlich die übrige Einrichtung und der Wohngeschmack verhindern den „optimalen Raum“. Aber mit viel Fantasie und etwas Bastelgeschick lassen sich Akustik und Wohnen durchaus zu einem ordentlichen Paket kombinieren.
                          Norbert,
                          der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                            #14
                            Hallo Willy,

                            sieht echt sehr schick aus.

                            Wenn Du mal Langeweile hast, kannst Du ja noch mal den Deckenabsorber fotografieren.

                            Gruß und viel Spaß, Lars

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                              #15
                              Hallo Lars
                              die Platten wurden mit einem Kleber direkt auf die Decke montiert.
                              Geht sehr schnell und unkompliziert.

                              Gruss, Willy
                              Angehängte Dateien
                              sigpic
                              Klang berührt die Seele

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