Bassreflexöffnung

[azappa]

Tach Norbert,

was geschieht, wenn ich bei meinen COAX70,
die Bassreflexöffnungen, mit Schaumstoff, verschliesse ?
Haben die LS ein genügendes Volumen um als geschlossene
LS zu funktionieren ? ( Kompression )

Gerne erwarte ich Deine fundierte Antwort.

Herzliche Grüsse, Andreas

( Der mit den Piega's tanzt ! )

[nk]

Hallo Andreas,

um aus der 70er (andere natürlich auch) eine "geschlossene" Box zu machen, müsstest du wirklich ein Brett "antackern". Das wäre aber eine sehr deutliche "Verstimmung" zum negativen.

Mit einem "Schaumstopfpfropfen" nimmst du einen leichten Einfluss auf die BR-Abstimmung. Es wird im Bereich der Tuningfrequenz etwas "leiser".

Auf Grund der Wirkweise einer BR-Box auch wirklich nur im Bereich dieser Tuningfrequenz (Abstimmfrequenz). Denn oberhalb der Tuningfrequenz arbeitet auch eine BR-Box wie ein geschlossenes System.

Wie stark die Dämpfung ist, hängt von der Durchlässigkeit des "Stopfen" ab.
Ein sehr offener Schaumstoff wirkt anders als ein festes Tuch. Daher kannst du da etwas experimentieren.

Aber nix in den BR-Kanal fallen lassen.

Wie sich das z. B. beim Master1 auswirkt:

http://www.piega.info/showpost.php?p=11902&postcount=3

Das ist aber je nach Speaker unterschiedlich.

[azappa]

Grüezi Norbert,

DANKE für die schnelle Antwort !

Ich werde so einen Pyramiden-Akustikschaumstoff nehmen,
den kann ich dann gleich auf die Schlitzbreite zuschneiden.

Ein Freund hat mir als Jux mal einen Geldschein in den "Wohnzimmer-Briefkasten"
geworfen, aber der Betrag ist zu klein um den unteren Woofer auszubauen !
Die Idee fand ich aber ganz witzig, sollte Schule machen.

Hörbericht folgt.

Bis bald, Andreas

[Lars]

Mal ne Frage:

In welchem Frequenzumfang wirkt so ein Bassreflexsystem?

Ich meine, die Reflexöffnung bsp. eines Subs sieht ja nicht
viel anders aus als die eines normalen Speaker.

Kann da einfach, egal welche Frequenz, der rückstrahlende Membranhub über das komplette Bassmembranspektrum genutzt/erhöht werden?

Also quasi nur eine Gesamtpegelerhöhung und damit geringere Membranauslenkungen bzw. höhere Pegel aus kleineren Speakern?

Hoffe, ihr versteht was ich meine!

[nk]

In welchem Frequenzumfang wirkt so ein Bassreflexsystem?

Hallo Lars,

das ist ganz unterschiedlich. Im Kern funktioniert das BR-System der 10er, des MasterONE oder eines Subwoofers aber immer nach dem gleichen Prinzip.

Es handelt sich dabei um einen Helmholtzresonator, also um ein "Feder-Masse-System". In unserem Fall ist die "Feder" das Luftvolumen im Gehäuseinnern, die "Masse" ist die Luftmasse im Resonanzrohr. Je nach "Federsteifigkeit" und der "bewegten Masse" wird Einfluss auf die Eigenresonanz genommen.

Der Resonator wird in unserem Fall durch den rückwärtig abgestrahlten Schall des Tieftöners angeregt. Daher stehen die Eigenschaften des Chassis, die Federsteifigkeit (Gehäusevolumen) und die schwingende Masse (Luftmasse im Reflexkanal) im direkten Zusammenhang der Abstimmung.

Dabei muss der Konstrukteur bei der Resonator-Auslegung eine Gratwanderung zwischen "Breitbandigkeit" und Wirkungsgrad machen. Baut er den Resonator breitbandig verliert er Wirkungsgrad und umgekehrt. Im LS-Bau wird meistens eher auf Wirkungsgrad geachtet, da ja der Ansatz ist, den Basspegel zu erhöhen. Das BR-System funktioniert daher meistens nur in einem relativ schmalen Frequenzbereich, in der Regel am "untersten Ende" des Frequenzbandes unseres Speakers.

Wegen des Grundprinzips "Feder-Masse-System" arbeitet der Resonator oberhalb seiner Resonanzfrequenz wie ein geschlossenes System, da der Resonator auf Grund der Kräfteverhältnisse nicht mehr zum Schwingen angeregt wird, die "Luftmasse" im Kanal also praktisch "still steht".

Allerdings hat das BR-System unterhalb der Reso-Frequenz den Nachteil, dass die Luft einfach nur noch im System hin- und herschwingt und unter Umständen sogar der akustische Kurzschluss entstehen kann. Daher sind BR-System oftmals recht empfindlich, was Rumpelgeräusche angeht (z. B. vom Plattenspieler), da in solchen Fällen die Membran extreme Bewegungen machen kann.

Aus den beiden Gründen kann deshalb unser Stopfversuch auch nur im Bereich der Abstimmfrequenz wirksam werden. Wegen der ganzen Unbekannten können wir Endverbraucher die Wirksamkeit unseres Stopfens deshalb auch nur durch "Versuch und Irrtum" erproben.

Beim regelbaren aktiven Subwoofer ist das eigentlich Unsinn. Denn im Prinzip machen wir den Bass mit einem "Pfropfen" nur leiser. Das können wir auch mit dem Pegelsteller am Subwoofer.

[Nürnberger]

passt vielleicht gerade hierher:
Wenn noch ein Subwoofer im Raum steht der gar nicht in Betrieb ist: könnte der dann den Klang beeinflussen?
Also die Lautsprecher spielen und durch die Bassreflexöffnung des nicht angeschlossenen Subs wird dieser zu unkontrollierten Schwinungen angeregt was wiederum den klang der Lautsprecher verfälscht?

[nk]

@Harald

Siehe auch hier:

http://www.piega.info/showthread.php?t=2321

@all
Ich hab mal die "Stopfauswirkung" bei meiner kleinen JBL Control1 am PC gemessen. Als Stopfmaterial diente kräftig zusammengepresster Schaumstoff, wie er auch in Fotokoffern benutzt wird.

Das war jetzt eine "quick & dirty-Messung", aber ich denke, man erkennt auch hier den Trend, dass durch den Stopfen der Bass abgeschwächt wird. Die grüne Linie ist ohne Stopfen

[Nürnberger]

@Norbert
erschreckend wie stark mein Gedächtnis durch den Schlafentzug gelitten hat - danke!

[Lars]

Hallo Norbert,
soweit klar.

Ist es im Prinzip so,
dass häufig am unteren Ende mit BR gearbeitet wird,
wo der Frequenzgang langsam abfällt und man so noch um ein paar Hertz nach unten die Schalldrucklinearität "verlängern kann" ?

Oder eben im Oberbass um den LS voller klingen zu lassen?

@Harald:
Bei deinem Setup ist die Frage ja schon berechtigt.

Idee: Neue Stromsparmaßnahmen durch Generator-
Anschluss der z.Zt. nicht benutzten LS
an die Hausstromleitung

[Nürnberger]

also quasi das Pendant zur Bremsenergie-Rückgewinnung

[nk]

@Lars,

im LS-Bau ist die Tuningfrequenz eigentlich immer am unteren Ende des Übertragungsbereiches. Denke daran, dass unterhalb der Tuningfrequenz die "Luftmasse" im Reflexkanal eher vor sich "hinwabbelt" und sogar den akustischen Kurzschluss erzeugen kann.

Im Bildchen mit der kleinen JBL sieht das jetzt nicht sonderlich "dramatisch" aus. Man darf aber nicht vergessen, dass eine Pegelerhöhung um 3 dB einer Verdoppelung der Verstärkerleistung entspricht. Das hört sich schon wieder anders an.

Hinzu kommt, dass das BR-System eine charakteristische Impedanzkurve im Bass hat, die natürlich ebenfalls Bestandteil der Gesamtabstimmung ist. Wie sich die Impedanzkurve eines geschlossenen Systems und einer BR-Konstruktion unterscheiden, kann man hier sehr schön sehen. Achtet dort mal auf den Bereich unterhalb von ~100 Hz


Die Anhebung des Amplitudenganges im oberen Bassbereich, um etwas mehr "Fülle" zu bekommen, wird in der Regel über die Frequenzweiche erzielt.

[azappa]

Hallo Norbert,

der langen Rede kurzer Sinn,
die Schaumstoffbalken bleiben drin !

Der Bass wirkt etwas schlanker und das Raummodem
ist beinahe vollständig behoben und wenn die Freaks
der untersten Oktaven kommen wird der Subwoofer aktiviert !

Ich hoffe bald mal eine TC30X mit quadratischem Standfuss
zu erwerben, wären proportional zum Raum wohl besser,
aber vom COAX weg ist nur sehr schwer vorstellbar !

Grüsse, Andreas

[nk]

Bevor jetzt aber alle den Reflexkanal zustopfen....

Bitte denkt daran, es ist und bleibt eine "Verstimmung" des Systems.

[azappa]

Keine Angst Norbert,

jeder Raum klingt anders und bei mir war es einfach ein weiterer
Schritt meines persönlichen Klangempfindens !

Ich verfolge einfach auch die Entwicklung bei Piega und wenn ich
die Berichte über Coax 70.2 & 90.2 richtig verstanden habe,
ist die Bassabstimmung straffer und konturierter geworden,
eigentlich nach meinem Gusto !

Mir gefällt jedoch die TC-Serie besser als die C-Form, bin aber leider
in der Minderheit anzutreffen !

Geschmacksache sagte der Affe und biss in die Seife .

Grüsse, Andreas