Ich hatte letztens mit einem Forumsmitglied telefoniert. Der hat ein wunderschönes Beispiel gebracht, was ihm ein Musikwissenschaftler mal gab. Man kann eine virtuelle Frau mit den perfekten Maßen bauen. Trotzdem wird es Menschen geben, die diese Frau erotisch oder nicht erotisch finden. Was hat das mit einem LS-System zu tun, das die Grenze des technisch machbaren ausloten will? Abwarten.
Im Rahmen der IFA führte ein Berliner Händler eine Hausmesse durch, bei der auch ein LS-System der besonderen Art vorgestellt wurde. Vorgeführt wurde in der Halle eines sehr edlen „Einkaufscenter“. Der „Vorführraum“ hatte in etwa das Volumen einer großen Kirche.
Klaus Heinz, der Schöpfer dieses Systems, ist in der Szene kein unbekannter. Er gehört zu den Urgesteinen im HiFi und legt auf Voodoogefasel keinen Wert. „Arcus“ wurde von ihm gegründet, er hatte nach dem unglücklichen Ende der Marke mit ADAM einen Neuanfang und erreichte damit in der Studioecke schnell einen guten Ruf.
Herr Heinz stellte mit dem „Olympic Sound System“ (OSS) ein LS-System auf die Beine, um die Grenzen der heutigen Technologie zu erkunden, zu erforschen und vielleicht auch zu überschreiten. Im Ergebnis entstand ein System der Superlative. Vollaktiv, 12 Endstufen, 6000 Watt, über DSP (digitaler Sound Prozessor) korrigiert, insgesamt 60 Einzelchassis, 220.000 Euro.
Aber wie klingt das alles? Da ich mir am ersten Hörabend unsicher war, hörte ich mir die ganze Sache am nächsten Tag noch einmal an.
Was dieses System an Maximalpegel, Grob- und Feindynamik lieferte, war auch für einen abgebrühten Fan beeindruckend. Es gab praktisch keinen Pegel, der irgendwie einen Ansatz von Kompression oder Grenze zeigte. Kleinste Unterschiede in der Dynamik wurden herausgearbeitet. In diesen Disziplinen verschob das OSS tatsächlich die Grenze nach oben - und zwar deutlich. Aber kann man ein LS-System auf diese Attribute reduzieren? Natürlich nicht. Was wir Piega-Hardcore-Fans ja mögen, ist eine enorme Detailverliebtheit – die akustische Lupe, wie ich immer sage. Auch da gab’s keinen Anlass zur Kritik. Nichts blieb bei diesem System im Verborgenen. Jeder Fehler, der vor dem LS ist, wird brutal zur Schau gestellt. Gnadenlos ehrlich – ich liebe solche LS.
Aber.....Systeme in diesen Abmessungen kämpfen oftmals mit einer viiiiiel zu großen Abbildung. So ja auch mein ganz kurzer Eindruck auf der IFA mit der JBL. Gitarren haben die Abmessungen eines Mittelklasseautos, zierliche Frauenstimmen gehören einem 2 Meter-Körper mit 200 Kg. Auch da war das OSS eine Ausnahme. Es bildete bei weitem nicht so groß ab, wie bei diesen Systemen üblich, aber es war immer noch zu groß. Ein Musikbeispiel. Wir hörten vorher auf einem „normalen“ LS Elvis mit seinem grandiosen „Fever“. Man wurde förmlich in das kleine Aufnahmestudio gesetzt. Ganz intime Atmosphäre, Elvis stand ganz klar vor einem, die ganz sparsame Besetzung passte perfekt. Von den Zuhörern rief einer: „Ich dachte Elvis ist tot? Da steht er doch.“ Und jetzt über OSS. Elvis war ungefähr 3,5 Meter groß, die Percussion hatte die Abmessung wie die Startrampe einer Mittelstreckenrakete und Elvis sang in einer Kirche. Hier kommt ganz klar die Technik an ihre Grenzen. Die Interaktion zwischen Raum und LS kann kein DSP, keine digitale Raumentzerrung oder sonst was ausblenden. Aber das Elvis zu groß war, hat nix mit dem Raum zu tun (vielleicht wurde es durch den Raum nur noch verstärkt)
Anderes Musikbeispiel. Irgendeine Opernarie (kenne mich da nicht aus, daher die saloppe Bezeichnung). In den Gesprächen nach der Vorführung sagte ein Zuhörer zu mir: „Die Sängerein hat so einen großen Mund, dass da locker eine Bowlingkugel reinpasst.“ Drastisch, aber ehrlich.
Dann allerdings. Irgendetwas von Bach, ganz große Kirchenorgel. Hier wurde ich als Atheist gläubig. Das war Live. Mehr geht wohl im Augenblick nicht. Dieser große LS, die große Halle....PERFEKT.
Tja, aber jetzt. Es gibt LS, da will ich eigentlich nur mal „kurz hören“ und dann wird eine CD nach der anderen aufgelegt. Da ist „Leben“, da ist die „Seele der Musik“. Die OSS war „tot“. Völlig „steril“. Eigentlich wollte ich an beiden Abenden nach 15 Minuten die Sache beenden, die Neugierde siegte aber. Das kann man eigentlich nicht genau erklären. Denn „messtechnisch mit den Ohren“ konnte man diesem System keine Fehler unterstellen. Und kann ein LS überhaupt „musikalisch“ sein? Eigentlich darf er ja nur das machen, was ihm an „elektrischer Information“ zur Verfügung gestellt wird. Warum wir trotzdem einen LS „musikalisch“ oder „steril, tot“ einstufen weiß ich nicht, daher auch das Beispiel mit der Idealfrau aus dem ersten Absatz. Solch ein Grenzsystem kann vielleicht helfen das zu ermitteln. Vielleicht ist es auch gar nicht so gut die Digitalfilter im Grenzbereich zu bewegen, Stichwort „ringing“. Wurde am Ende dieses komplexe Gebilde „totgeregelt“, „überregelt“? Vielleicht werden wir das nie messtechnisch ermitteln. Aber das sollen mal die Entwickler und Techniker ergründen.
Das OSS verschob in Teilbereichen die Grenzen, geriet allerdings auch an Grenzen. Aber das ist gut so. Denn ohne solch mutigen Projekte geht es nicht weiter. Leute wie Paul Klipsch, John Bowers, Arnie Nudell und Siegfried Linkwitz gingen immer an die Grenzen. Wäre es nicht so, würden wir immer noch wie ein kleiner Hund vor dem Grammophon sitzen. Ich ganz persönlich würde mittlerweile diese Liste um zwei Namen erweitern: Klaus Heinz und Kurt Scheuch. Auch die beiden gehen mutig an die Grenzen. Herr Heinz mit dem OSS und Kurt im Gehäusebau.
Im Rahmen der IFA führte ein Berliner Händler eine Hausmesse durch, bei der auch ein LS-System der besonderen Art vorgestellt wurde. Vorgeführt wurde in der Halle eines sehr edlen „Einkaufscenter“. Der „Vorführraum“ hatte in etwa das Volumen einer großen Kirche.
Klaus Heinz, der Schöpfer dieses Systems, ist in der Szene kein unbekannter. Er gehört zu den Urgesteinen im HiFi und legt auf Voodoogefasel keinen Wert. „Arcus“ wurde von ihm gegründet, er hatte nach dem unglücklichen Ende der Marke mit ADAM einen Neuanfang und erreichte damit in der Studioecke schnell einen guten Ruf.
Herr Heinz stellte mit dem „Olympic Sound System“ (OSS) ein LS-System auf die Beine, um die Grenzen der heutigen Technologie zu erkunden, zu erforschen und vielleicht auch zu überschreiten. Im Ergebnis entstand ein System der Superlative. Vollaktiv, 12 Endstufen, 6000 Watt, über DSP (digitaler Sound Prozessor) korrigiert, insgesamt 60 Einzelchassis, 220.000 Euro.
Aber wie klingt das alles? Da ich mir am ersten Hörabend unsicher war, hörte ich mir die ganze Sache am nächsten Tag noch einmal an.
Was dieses System an Maximalpegel, Grob- und Feindynamik lieferte, war auch für einen abgebrühten Fan beeindruckend. Es gab praktisch keinen Pegel, der irgendwie einen Ansatz von Kompression oder Grenze zeigte. Kleinste Unterschiede in der Dynamik wurden herausgearbeitet. In diesen Disziplinen verschob das OSS tatsächlich die Grenze nach oben - und zwar deutlich. Aber kann man ein LS-System auf diese Attribute reduzieren? Natürlich nicht. Was wir Piega-Hardcore-Fans ja mögen, ist eine enorme Detailverliebtheit – die akustische Lupe, wie ich immer sage. Auch da gab’s keinen Anlass zur Kritik. Nichts blieb bei diesem System im Verborgenen. Jeder Fehler, der vor dem LS ist, wird brutal zur Schau gestellt. Gnadenlos ehrlich – ich liebe solche LS.
Aber.....Systeme in diesen Abmessungen kämpfen oftmals mit einer viiiiiel zu großen Abbildung. So ja auch mein ganz kurzer Eindruck auf der IFA mit der JBL. Gitarren haben die Abmessungen eines Mittelklasseautos, zierliche Frauenstimmen gehören einem 2 Meter-Körper mit 200 Kg. Auch da war das OSS eine Ausnahme. Es bildete bei weitem nicht so groß ab, wie bei diesen Systemen üblich, aber es war immer noch zu groß. Ein Musikbeispiel. Wir hörten vorher auf einem „normalen“ LS Elvis mit seinem grandiosen „Fever“. Man wurde förmlich in das kleine Aufnahmestudio gesetzt. Ganz intime Atmosphäre, Elvis stand ganz klar vor einem, die ganz sparsame Besetzung passte perfekt. Von den Zuhörern rief einer: „Ich dachte Elvis ist tot? Da steht er doch.“ Und jetzt über OSS. Elvis war ungefähr 3,5 Meter groß, die Percussion hatte die Abmessung wie die Startrampe einer Mittelstreckenrakete und Elvis sang in einer Kirche. Hier kommt ganz klar die Technik an ihre Grenzen. Die Interaktion zwischen Raum und LS kann kein DSP, keine digitale Raumentzerrung oder sonst was ausblenden. Aber das Elvis zu groß war, hat nix mit dem Raum zu tun (vielleicht wurde es durch den Raum nur noch verstärkt)
Anderes Musikbeispiel. Irgendeine Opernarie (kenne mich da nicht aus, daher die saloppe Bezeichnung). In den Gesprächen nach der Vorführung sagte ein Zuhörer zu mir: „Die Sängerein hat so einen großen Mund, dass da locker eine Bowlingkugel reinpasst.“ Drastisch, aber ehrlich.
Dann allerdings. Irgendetwas von Bach, ganz große Kirchenorgel. Hier wurde ich als Atheist gläubig. Das war Live. Mehr geht wohl im Augenblick nicht. Dieser große LS, die große Halle....PERFEKT.
Tja, aber jetzt. Es gibt LS, da will ich eigentlich nur mal „kurz hören“ und dann wird eine CD nach der anderen aufgelegt. Da ist „Leben“, da ist die „Seele der Musik“. Die OSS war „tot“. Völlig „steril“. Eigentlich wollte ich an beiden Abenden nach 15 Minuten die Sache beenden, die Neugierde siegte aber. Das kann man eigentlich nicht genau erklären. Denn „messtechnisch mit den Ohren“ konnte man diesem System keine Fehler unterstellen. Und kann ein LS überhaupt „musikalisch“ sein? Eigentlich darf er ja nur das machen, was ihm an „elektrischer Information“ zur Verfügung gestellt wird. Warum wir trotzdem einen LS „musikalisch“ oder „steril, tot“ einstufen weiß ich nicht, daher auch das Beispiel mit der Idealfrau aus dem ersten Absatz. Solch ein Grenzsystem kann vielleicht helfen das zu ermitteln. Vielleicht ist es auch gar nicht so gut die Digitalfilter im Grenzbereich zu bewegen, Stichwort „ringing“. Wurde am Ende dieses komplexe Gebilde „totgeregelt“, „überregelt“? Vielleicht werden wir das nie messtechnisch ermitteln. Aber das sollen mal die Entwickler und Techniker ergründen.
Das OSS verschob in Teilbereichen die Grenzen, geriet allerdings auch an Grenzen. Aber das ist gut so. Denn ohne solch mutigen Projekte geht es nicht weiter. Leute wie Paul Klipsch, John Bowers, Arnie Nudell und Siegfried Linkwitz gingen immer an die Grenzen. Wäre es nicht so, würden wir immer noch wie ein kleiner Hund vor dem Grammophon sitzen. Ich ganz persönlich würde mittlerweile diese Liste um zwei Namen erweitern: Klaus Heinz und Kurt Scheuch. Auch die beiden gehen mutig an die Grenzen. Herr Heinz mit dem OSS und Kurt im Gehäusebau.
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